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Noch eine letzte Runde, FED?


28.04.23 10:15
ETHENEA

Munsbach (www.anleihencheck.de) - Illia Galka, Portfolio Manager bei ETHENEA Independent Investors S.A., gebe eine Einschätzung zum anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve (FED) am 3. Mai 2023.

Die Märkte würden eine finale Zinserhöhung um 25 Basispunkte erwarten.

Nach der Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) habe das Offenmarktkomitee der FED (FOMC) möglicherweise einen unerwarteten Helfer im Kampf gegen die Inflation gefunden. Auch wenn es (noch) nicht zu einer größeren Bankenkrise gekommen sei, so habe sie doch die Bedingungen an den US-Kreditmärkten verschärft. Aktuelle Indikatoren würden darauf hindeuten, dass die amerikanischen Banken bei der Kreditvergabe restriktiver vorgehen würden, was zur Folge habe, dass mangels günstiger Finanzierungsquellen weniger Unternehmen expandieren möchten, was wiederum zu einem nachlassenden Inflationsdruck beitrage. Dies dürfte die FED-Mitglieder zuversichtlicher gestimmt haben, sodass zur Inflationsbekämpfung nicht mehr so viele Zinsschritte nötig sein würden - vielleicht sogar nur noch einer.

Hinzu komme eine Reihe von Äußerungen verschiedener FED-Vertreter in den letzten Wochen, die fast alle Unsicherheitsgefühle zerstreut hätten. Die Märkte würden nun eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte erwarten, was den Leitzins in eine Spanne von 5,0% bis 5,25% bringen würde. Die marktimplizite Wahrscheinlichkeit für einen solchen Zinsentscheid, der auch im Einklang mit der aktuellen Prognose des Offenmarktkomitees stehe, liege bei knapp 80%. Weitere Zinsschritte im Sommer seien aus Marktperspektive deutlich unwahrscheinlicher. Beides deute darauf hin, dass die Zinserhöhung im Mai das Ende des aktuellen Zinserhöhungszyklus der FED markieren könnte.

Dies scheine ein seltener Moment der Übereinstimmung zwischen der FED und dem Markt zu sein. Davor habe der Markt nicht an die Entschlossenheit der FED geglaubt, eine restriktive Geldpolitik zu betreiben, genauso wie er jetzt nicht an die wie in einer Dauerschleife wiederholten Aussagen der FED glaube, die Zinsen bis Ende 2023 nicht zu reduzieren. Der vom Markt implizierte Zinspfad der FED sehe die erste Zinssenkung bereits im Juli vor, was aus Sicht der Experten von ETHENEA viel zu optimistisch sei. Die Inflation sei immer noch zu hoch und die FED habe sich bereit erklärt, den Leitzins auch bei einer milderen Rezession nicht zu senken.

Die aktuellen Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung würden ein gemischtes Bild zeichnen. Im März habe die amerikanische Wirtschaft 236.000 neue Arbeitsplätze geschafft und damit knapp über den Erwartungen gelegen. Die Arbeitslosenquote sei konstant bei 3,5% geblieben. Trotz des starken Arbeitsmarktes seien die durchschnittlichen US-Löhne im Vergleich zum Vorjahr um nur 4,2% und im Vergleich zum Vormonat um kaum messbare 0,1% gestiegen. Der Verbraucherpreisindex CPI sei im März ebenfalls nur um sehr geringe 0,1% gegenüber dem Vormonat und 5% gegenüber dem Vorjahr angestiegen, ein deutlicher Rückgang gegenüber den entsprechenden Veränderungsraten vom Februar.

Die Kerninflationsrate, bei der die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeschlossen würden, sei mit 5,6% gegenüber dem Vorjahr dagegen stärker angestiegen als der Verbraucherpreisindex, habe aber im Rahmen der Erwartungen gelegen. Künftig werde mit einem weiteren Rückgang der Teuerungsrate gerechnet, jedoch auf einem Niveau, das deutlich über dem der Zielvorgabe der FED liege. Eines der wichtigsten Signale, die die Wirtschaft an die Notenbanker sende, seien relativ starke Käufe auf Kredit, was dafür spreche, dass die Kreditvergabe bisher doch noch ordentlich laufe.

Die amerikanische Zentralbank habe viele Zinserhöhungsrunden hinter sich und die US-Wirtschaft zeige erste vorsichtige Anzeichen einer Abschwächung. Auf eine letzte Runde scheinen die FED-Mitglieder aber noch Lust zu haben, so die Experten von ETHENEA. (28.04.2023/alc/a/a)