Anleihen: "Zinssorgen bleiben"


03.07.23 10:15
Deutsche Börse AG

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Die Notenbanker lassen im Kampf gegen die Inflation nicht locker - das wurde auf der Konferenz im portugiesischen Sintra abermals deutlich, so die Deutsche Börse AG.

FED-Chef Powell habe erneut steigende Zinsen in Aussicht gestellt: Die Daten hätten gezeigt, dass das Wachstum stärker, der Arbeitsmarkt enger und die Inflation höher sei als erwartet. EZB-Chefin Christine Lagarde habe betont, dass eine Pause der Zinserhöhungen vorerst nicht infrage komme. "Die Zinssorgen bleiben ein Belastungsfaktor, Marktteilnehmer rechnen mit einer Fortsetzung der straffen Geldpolitik sowohl in den USA als auch in der Eurozone", berichte Tim Oechsner von der Steubing AG.

Außerdem seien die neuesten Inflationszahlen gekommen: In Deutschland seien die Verbraucherpreise nach 6,1 Prozent im Mai im Juni wieder stärker gestiegen, und zwar um 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings hätten im Juni 2022 das auf drei Monate befristete Neun-Euro-Ticket und der Tankrabatt den Preisauftrieb gedämpft, dieses Jahr sei der Effekt entfallen. Die Kerninflation habe bei 5,8 Prozent nach 5,4 Prozent im Mai gelegen. In der Eurozone hätten sich die Verbraucherpreise hingegen nur noch um 5,5 Prozent nach 6,1 Prozent im Mai erhöht, wie das Statistikamt Eurostat heute mitgeteilt habe. Das sei die niedrigste Inflationsrate seit Anfang 2022. Die Kernteuerung klettere aber von 5,3 auf 5,4 Prozent. "Die Kernrate bleibt das Problem", kommentiere Ulrike Kastens, Volkswirtin bei der DWS.

"Der Rentenmarkt hat nach Bekanntgabe der höher als erwartet liegenden Inflationszahlen die anfänglichen Gewinne von dieser Woche wieder abgegeben", berichte Arthur Brunner von der ICF Bank aus dem Rentenhandel. Zehnjährige Bundesanleihen würden aktuell mit 2,45 Prozent nach 2,49 Prozent vor einer Woche rentieren.

Im Geschäft mit Unternehmensanleihen würden Kurzläufer mit guter Bonität gefragt bleiben, wie Brunner von ICF feststelle. Bei der Steubing AG gehe viel um in Anleihen von Mercedes-Benz (ISIN DE000A3LH6T7/ WKN A3LH6T; ISIN DE000A2GSCW3/ WKN A2GSCW), Fraport (ISIN XS2198879145/ WKN A3E444), Knorr-Bremse (ISIN XS1837288494/ WKN A2LQP5) und Bayer (ISIN XS2630112014/ WKN A351U0; ISIN XS2630111719/ WKN A351U1). Fällig seien diese zwischen 2026 und 2033, die Renditen würden bei 3,25 bis 4,4 Prozent liegen. Beate Mägerle von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank sehe viel Interesse an der Anfang Juni emittierten und bis 2027 laufenden Anleihe von Sixt mit 5,125 Prozent (ISIN DE000A351WB9/ WKN A351WB).

Unter den Fremdwährungsanleihen finde Brunner zufolge ein auf US-Dollar lautender Bond von John Deere mit 2,65 Prozent bis Juni 2024 (ISIN US24422ETT63/ WKN A19J6U) viel Zuspruch. Deutliche Verluste gebe es in Bonds der französischen Supermarktkette Casino, Guichard-Perrachon (ISIN FR0012369122/ WKN A1ZTGE). "Die Schulden sollen in Eigenkapital umgewandelt werden."

Ohne große Auswirkungen bleibe die Großrazzia bei Adler Real Estate: Die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das BKA hätten am Mittwoch über 20 Objekte des angeschlagenen Immobilienkonzerns durchsucht. Es gehe unter anderem um den Verdacht der Falschbilanzierung und Marktmanipulation. "Bei den Anleihen tut sich nicht viel", berichte Marcus Mielert von Oddo BHF.

Die am 14. Juni bekannt gegeben Liquidation des Deutsche Mittelstandsanleihe Fonds DMAF (ISIN LU0974225590/ WKN A1W5T2) laste unterdessen weiter auf dem Markt für Mittelstandsanleihen. Alle Bonds des Fonds sollten Schritt für Schritt veräußert werden. "Das ist wie ein Damoklesschwert, man weiß nicht, ob schon etwas verkauft wurde, und was noch kommt", bemerke Brunner.

Unter Abgabedruck sei diese die Anleihe des Autozulieferers Paragon (ISIN DE000A2GSB86/ WKN A2GSB8) geraten. "Der Kurs rutschte von 71 Prozent auf 65 Prozent", melde Brunner. Ernst werde es um ERWE Immobilien (ISIN DE000A255D05/ WKN A255D0). "Jetzt ist Entscheidungsdruck da", formuliere es Marcus Mielert. Das Unternehmen habe eine am 10. Juni fällige Zinszahlung auf die Anleihe nicht geleistet und dann eine "umfassende finanzielle Restrukturierung" angekündigt. Dabei gehe es unter anderem um die Stundung der Zinszahlung und die Umwandlung der Anleihe in Eigenkapital. Seit dem gestrigen Donnerstag bis kommenden Sonntag, den 2. Juli, könnten die Anleihegläubiger über die vorgeschlagenen Maßnahmen der Emittentin abstimmen.

Die Porsche Automobil Holding S.E. komme nach dem erfolgreichen Debüt vom April mit einer weiteren Anleihe auf den Markt, und zwar im Volumen von 1,25 Milliarden Euro in zwei Tranchen und Stückelung von 1.000 Euro. Die eine Tranche laufe bis September 2027 und biete 4,125 Prozent (ISIN XS2643320018/ WKN A351SW), die andere bis September 2030 und bietet 4,25 Prozent (ISIN XS2643320109/ WKN A351SX). "Die Nachfrage ist groß", erkläre Beate Mägerle mit Blick auf die bis 2027 laufende. Die börsennotierte Porsche Automobil Holding S.E. sei Großaktionärin der Volkswagen AG und auch der börsennotierten Porsche AG.

Bei der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank sei eine neue, bis 2027 laufende Anleihe der UBM mit Kupon von 7 Prozent gefragt (ISIN AT0000A35FE2/ WKN A3LJ82), wie Mägerle berichte. Am Montag wegen Überzeichnung vorzeitig beendet worden sei die Zeichnungsfrist für den neuen dreijährigen Bond des Konzertveranstalters DEAG Deutsche Entertainment (ISIN NO0012487596/ WKN A351VB) mit Kupon von 8 Prozent. "Seit Dienstag findet bei uns ein reger Handel per Erscheinen statt." Aktuell notiere der Bond um 100,50 Prozent. (Ausgabe vom 30.06.2023) (03.07.2023/alc/a/a)





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