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Aufwärtspotenzial nach geldpolitischem Wechsel


07.12.22 09:15
Fisch Asset Management

Zürich (www.anleihencheck.de) - Die Zinskurven in den USA und Europa invertieren immer stärker und senden damit zunehmende Rezessionssignale, so Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management.

Ein Soft-Landing der Konjunktur werde damit unwahrscheinlicher. Strukturelle Gründe, wie tiefe Verschuldungsquoten, solide Arbeitsmärkte und hohes Konsumpotenzial, würden aber auf eine nur milde Rezession hindeuten. Auf jeden Fall zeichne sich ein weiterer Rückgang der Unternehmensgewinne ab. Haupttreiber für die konjunkturelle Abkühlung sei die weiterhin global äußerst restriktive Geldpolitik mit zunehmend unerwünschten Nebenwirkungen, die sich auch an den Finanzmärkten zeigen würden. Die Geldpolitik wirke aber zunehmend dämpfend auf die Inflationsentwicklung und verstärke indirekt deflationäre Faktoren. Auch die Inflationserwartungen würden tief bleiben und damit den Notenbanken einen wieder größeren Handlungsspielraum eröffnen.

Aktuell bleibe die Geldpolitik wegen Glaubwürdigkeitsüberlegungen - trotz deflationärer Faktoren - zu restriktiv und nahe an einem so genannten "Policy Mistake". Allerdings rücke ein geldpolitischer Wechsel insbesondere in den USA näher und zwar möglicherweise schneller als derzeit offiziell kommuniziert. Er sei für das erste Quartal 2023 in den USA (und etwas später auch in der Eurozone) denkbar, dürfte damit aber nicht mehr schnell genug erfolgen, um eine Rezession rechtzeitig zu verhindern.

Gründe für diesen monetären Kurswechsel seien die positive Überraschung bei den CPI-Zahlen (Konsumentenpreisinflation) und zunehmend schwächere Arbeitsmärkte bei gleichzeitig steiler Phillips-Kurve (Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation). Denn aufgrund der aktuell sehr steilen Phillips-Kurve sei keine Rezession mit hohen Arbeitslosenraten notwendig, um die Inflation einzudämmen. Zu den Gründen würden auch die sich aktuell schnell verschlechternden Konjunktur- und Stressindikatoren zählen. Ferner würden die Inflationserwartungen weiterhin auf tiefem Niveau verharren und dies begünstige zusätzlich eine wieder lockerere Geldpolitik.

In diesem Umfeld sei mittelfristig mit einem deutlichen Rückgang der langfristigen Zinsen zu rechnen. Obwohl kurzfristig nochmals ein Anstieg möglich sei, erscheine eine erste Verlängerung der Zinsduration im Portfolio sinnvoll. Die langfristigen Zinsen würden in der Regel vor dem Ende des monetären Straffungszyklus beginnen zu fallen. An den Aktien- und Kreditmärkten sei viel Negatives eingepreist. Die jüngste Erholung habe allerdings das Chancen/Risiko-Verhältnis wieder verschlechtert. Zudem seien die Stress- und Liquiditätsindikatoren ein Warnsignal. Insbesondere würden seit kurzem deutlich fallende "Overnight Reverse Repo"-Geschäfte auf stark abnehmende Überschussliquidität in den USA deuten. Die Risiken würden deshalb die Chancen aktuell noch deutlich überwiegen und die Experten von Fisch Asset Management würden eine defensive Positionierung unverändert für angebracht halten. Sobald sich aber der zunehmend wahrscheinliche geldpolitische Wechsel in den kommenden Monaten konkretisiere, führe dies zu beträchtlichem Aufwärtspotenzial im weiteren Verlauf des Jahres 2023. (07.12.2022/alc/a/a)