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EUR Corporate Bonds - Primärmarkt 2022: Zinsanstieg lähmt Emissionsdynamik


23.12.22 09:00
Helaba

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Mit rund 250 Mrd. EUR Emissionsvolumen in 466 Einzelanleihen hat der Primärmarkt für EUR Corporate Bonds das Jahr 2022 erwartungsgemäß recht schwach abgeschlossen, so die Analysten der Helaba.

In Summe seien dies rund 125 Mrd. EUR weniger als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre gewesen. Erst in Q4 habe die Emissionstätigkeit mit knapp 60 Mrd. EUR nicht mehr ganz so deutlich unter dem Aktivitätsniveau der entsprechenden Vergleichsquartale 2019 bis 2022 gelegen. Insbesondere die Tatsache, dass sich der Anstieg der Refinanzierungskosten über weite Teile von 2022 im vierten Quartal nicht fortgesetzt habe, dürfte zu dieser Erholung beigetragen haben.

Für das kommende Jahr würden die Analysten damit rechnen, dass die Beruhigung der Marktverhältnisse anhalte, die Refinanzierungskosten allenfalls moderat steigen würden und der unverändert vorhandene Investitionsbedarf der Unternehmen in nachhaltige Wirtschaftsprozesse und diversifiziertere Lieferketten zu einer Beflügelung der Emissionstätigkeit beitragen werde. Aus heutiger Sicht würden die Analysten ein Platzierungsvolumen von über 300 Mrd. EUR für wahrscheinlich halten.

Auch im vierten Quartal seien die meisten Einzelbonds mit einem Benchmark-Volumen von unter 1 Mrd. EUR begeben worden. Im Gesamtjahr habe ihr Anteil rund zwei Drittel am gesamten Marktgeschehen betragen. Große Tranchen ab 1,5 Mrd. EUR habe es unverändert nicht gegeben. Im vierten Quartal seien die Anleihen im Schnitt etwas größer als in den ersten neun Monaten gewesen. Das Durchschnittsvolumen im Gesamtjahr habe sich etwas auf 539 Mio. EUR erhöht (9M 2022: 533 Mio. EUR).

Die größten Gesamttransaktionen seien in Q4 von Booking Holding (3,5 Mrd. EUR in 4 Tranchen), Tennet Holding (3 Mrd. EUR in 4 Tranchen) und EDF (3 Mrd. EUR in 3 Tranchen) begeben worden. Anleihen mit Nachhaltigkeitskomponenten hätten im vierten Quartal 30% des Marktvolumens umfasst, etwas weniger als noch in Q3 (33%). Im Gesamtjahr habe die Quote bei 31% bzw. einer Platzierungssumme in Höhe von 79 Mrd. EUR gelegen. Grüne Papiere seien die dominierende Form der Ausgestaltung mit einem Marktanteil von 21% im Gesamtjahr 2022 geblieben.

Der steigende Liquiditätsbedarf der Versorger infolge der Energiekrise habe dafür gesorgt, dass der Sektor 2022 mit Abstand die meisten Bonds (107) und mit knapp 62 Mrd. EUR das größte Volume am Markt platziert habe. Industrieunternehmen seien mit 40 Mrd. EUR in 95 Einzelbonds gefolgt. Kerneuropäische Emittenten hätten das Marktgeschehen mit 71% der Emissionssumme dominiert. Außereuropäische Emittenten seien mit einem Marktanteil von 14% im Gesamtjahr wenig präsent geblieben. Jeder fünfte Euro sei von einer französischen Adresse begeben worden.

Nachrang-Anleihen seien mit einem Marktanteil von nur 5% über den gesamten Verlauf von 2022 wenig gefragt gewesen. Fast 84% des Platzierungsvolumens bzw. 210 Mrd. EUR seien von gerateten Investmentgrade-Unternehmen emittiert worden. Der Anteil sei in keinem der letzten zehn Jahre so hoch gewesen. Am beliebtesten seien Bonds in den Ratingklassen 'BBB+' bis 'A-' gewesen. Zusammen hätten sie fast 60% des Marktes auf sich vereint. Ebenso habe sich das Segment mittlerer Laufzeiten von mehr als fünf und bis zu sieben Jahre hoher Nachfrage erfreut. Knapp ein Viertel der Platzierungssumme 2022 sei in diesem Segment begeben worden. Fix-Kupon-Titel hätten das Emissionsgeschehen mit 89% Marktanteil dominiert. (Ausgabe vom 22.12.2022) (23.12.2022/alc/a/a)