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EZB: Leitzinserhöhung um 50 BP gilt als sicher - Spannender ist die Wortwahl zum Zinspfad
13.03.23 08:30
Raiffeisen Bank International AG
Wien (www.anleihencheck.de) - Ein Highlight in der kommenden Woche ist sicherlich die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank, so die Analysten der Raiffeisen Bank International AG (RBI).
Eine Anhebung der Leitzinsen um 50 Basispunkte (BP) gelte als sicher. Spannender sei eigentlich die Wortwahl der EZB zum Zinspfad für die kommenden Monate. Angesichts der hohen Inflationserwartungen werde sich die Notenbank als bedingungsloser Kämpfer gegen die Teuerung präsentieren müssen. Zur Erinnerung: Die langfristigen Inflationserwartungen (in fünf Jahren für fünf Jahre) seien zuletzt am Markt auf rund 2,5% geklettert, was das höchste Niveau seit Mai 2022 darstelle und damals einen Einstieg in einen eiligen Zinsanhebungszyklus mitbewirkt habe.
Vor diesem Hintergrund sei ein Verweis hinsichtlich einer Zinsanhebung um 50 BP im Mai nicht auszuschließen. Geldpolitische Falken wie ÖNB-Gouverneur Holzmann hätten gar vier Zinsanhebung um 50 BP bis Juli (Erhöhung des Einlagesatzes auf 4,5%) ins Spiel gebracht. Allerdings hätten sich zuletzt auch viele Ratsmitglieder - angesichts des bereits erreichten Leitzinsniveaus - für eine graduellere Vorgehensweise ausgesprochen. Zum Beispiel sei vom französischen Notenbankchef angedacht worden, einerseits das Zinsanhebungstempo auf 25 BP zu reduzieren und anderseits die Phase der Zinsanhebungen bis in den September zu verlängern. In Summe sind bei unseren Leitzinsprognosen Aufwärtsrisiken gegeben, so die Analysten der RBI. Andererseits würden die Analysten der RBI das aktuelle Leitzinspricing am Markt am oberen Ende einer möglichen Konsensfindung im EZB-Rat erachten.
Die EZB agiere aktuell in dem Widerspruch, einerseits datenabhängig entscheiden und andererseits doch für eine gewisse Zeit im Voraus eine Guidance geben zu wollen. Zudem bestehe die Problematik, dass geldpolitische Impulse erst mit einer langen Zeitverzögerung wirken würden, die Zinsentscheidungen der Notenbank aber durch die zuletzt veröffentlichten Daten stark mitbestimmt würden.
Das Dilemma der EZB sei der bis zuletzt ungebrochene Auftrieb der Kernrate, welcher zusammen mit verminderten Konjunkturabwärtsrisiken die längerfristigen Inflationserwartungen am Markt befördere. Anders ausgedrückt: Die Zinsanhebungen in den kommenden Monaten würden nur wenig auf die Teuerungsraten in diesem Jahr einwirken, sondern Konjunktur und Inflation erst in den kommenden zwei Jahren dämpfen. Somit sollte eigentlich den Inflationsprognosen für die kommenden Jahre ein größeres Gewicht zukommen als den letzten Inflationsdaten.
Die im Dezember von der EZB angesetzten Werte für Wechselkurs, Marktzinsen und vor allem Gas- und Strompreise würden sich deutlich vom aktuellen Umfeld unterscheiden. All diese Einflussfaktoren sprächen für eine klare Abwärtsrevision der EZB-Inflationsprognosen. Andererseits sei das Ausgangsniveau bei der Kernrate höher als erhofft und die robustere Konjunktur dürfte inflationsverlängernd wirken.
Zusammengefasst: Während die jüngsten Wirtschaftsdaten viele EZB-Ratsmitglieder veranlasst hätten, sich für ein stärkeres Anziehen der Zinsschraube auszusprechen, sollten die neuen Wirtschaftsprojektionen weniger Handlungsdruck erzeugen als noch im Dezember.
Im Gegensatz zur EZB sei das Ausmaß der Zinserhöhung auf der FOMC-Sitzung in zwei Wochen noch kaum absehbar. Die FED habe das Tempo der geldpolitischen Straffung bereits auf 25 BP pro Zinssitzung reduziert. Die Daten vom Januar würden jedoch die Ansicht infrage stellen, dass die FED bereits erhebliche Fortschritte bei der Dämpfung der Konjunktur und der Verringerung der Inflationsdynamik gemacht habe.
Darüber hinaus habe der FED-Vorsitzende Powell bei der jüngsten Kongressanhörung erklärt, dass das Tempo der Straffung auch erhöht werden könne, wenn die "Gesamtheit der Daten" dies rechtfertigen sollte. Dieser Ausdruck beziehe sich höchstwahrscheinlich auf die beiden bevorstehenden Datenhighlights, die bis zur FOMC-Sitzung am 21. und 22. März noch veröffentlicht würden: Der Arbeitsmarktbericht und die Verbraucherpreisinflation. Beide Indikatoren hätten im vergangenen Monat nach oben hin überrascht, insbesondere der Arbeitsmarktbericht, aber auch die Veröffentlichung der Inflation habe die disinflationäre Dynamik des vierten Quartals 2022 infrage gestellt. Sollten die Februar-Daten die Anspannung am Arbeitsmarkt und die damit verbundenen Inflationsrisiken bestätigen, könnte die FED tatsächlich geneigt sein, die Leitzinsen erneut um 50 BP zu erhöhen. An den Märkten sei dies seit der Wortmeldung Powells zum bevorzugten Szenario geworden. 50 BP im März und ein finales Zinsniveau zwischen 5,5% und 5,75% würden aktuell gepreist.
Das kurze Ende der US-Treasury-Renditekurve sei als Reaktion auf Powells Äußerungen deutlich angestiegen und habe die 2-jährige Rendite auf über 5% getrieben. Interessanterweise sei die Marktreaktion am längeren Ende der Renditekurve ausgeblieben, sodass sich die Inversion der Renditekurve verstärkt habe. Der 10J2J-Spread sei auf unter -100 Basispunkte gesunken. Dies könnte ein erstes Anzeichen dafür sein, dass das "higher-for-longer" Narrativ zunehmend infrage gestellt werde, je restriktiver das FED-Pricing werde. Unabhängig von der Frage, ob die Zinsen bei der nächsten Sitzung um 25 oder 50 BP erhöht würden, bleibe die aktuelle US-Leitzinsprognose der Analysten der RBI hinter den jüngsten Äußerungen der FED zurück, dass die Leitzinsen höher als bisher erwartet steigen müssten. Die Analysten der RBI würden ihre Prognosen zur FED Funds Rate unter Revision stellen.
Datenseitig stehe des Weiteren auf beiden Seiten des Atlantiks die Industrieproduktion auf dem Kalender. Nachdem insbesondere Vorlaufindikatoren wie die PMIs für das noch junge Jahr 2023 auf überraschend resiliente Wirtschaftsentwicklungen in der Eurozone und in den USA hingewiesen hätten, liege es nun an der Industrieproduktion, diesen Eindruck zu bestätigen oder zu konterkarieren. In der Eurozone hätten bisherige Veröffentlichungen für den Monat Januar auf nationaler Ebene jedenfalls ein gemischtes Bild abgegeben. Während die publizierten Daten in Frankreich und Spanien deutlich unter den Erwartungen zu liegen gekommen seien (FR: -1,9%, ES: -0,9%, jeweils auf Monatsbasis), hätten die Zahlen für Deutschland mit einer positiven Überraschung aufwarten können (+3,5% auf Monatsbasis). Vor diesem Hintergrund bleibe abzuwarten, welche Entwicklung sich für den gesamten Euroraum herauskristallisieren werde. Dies sei insbesondere interessant, da damit ein erster Einblick in die bisherige Entwicklung der Eurozonen-Wirtschaft im Jahr 2023 möglich werde.
In den USA werde indessen bereits die Industrieproduktion für den Monat Februar veröffentlicht werden. Nachdem sich im Januar eine Monatsentwicklung von 0% manifestiert habe, würden Konsensschätzungen nun von einem leichten Anstieg um 0,4% ausgehen. Auch hier sei die wichtigste Frage, ob sich die zum Jahreswechsel beobachtete solide realwirtschaftliche Entwicklung fortsetzen werde, oder ob sich doch erste Hinweise auf einen Abschwung der Wirtschafsaktivität finden lassen würden. (Ausgabe vom 10.03.2023) (13.03.2023/alc/a/a)
Eine Anhebung der Leitzinsen um 50 Basispunkte (BP) gelte als sicher. Spannender sei eigentlich die Wortwahl der EZB zum Zinspfad für die kommenden Monate. Angesichts der hohen Inflationserwartungen werde sich die Notenbank als bedingungsloser Kämpfer gegen die Teuerung präsentieren müssen. Zur Erinnerung: Die langfristigen Inflationserwartungen (in fünf Jahren für fünf Jahre) seien zuletzt am Markt auf rund 2,5% geklettert, was das höchste Niveau seit Mai 2022 darstelle und damals einen Einstieg in einen eiligen Zinsanhebungszyklus mitbewirkt habe.
Vor diesem Hintergrund sei ein Verweis hinsichtlich einer Zinsanhebung um 50 BP im Mai nicht auszuschließen. Geldpolitische Falken wie ÖNB-Gouverneur Holzmann hätten gar vier Zinsanhebung um 50 BP bis Juli (Erhöhung des Einlagesatzes auf 4,5%) ins Spiel gebracht. Allerdings hätten sich zuletzt auch viele Ratsmitglieder - angesichts des bereits erreichten Leitzinsniveaus - für eine graduellere Vorgehensweise ausgesprochen. Zum Beispiel sei vom französischen Notenbankchef angedacht worden, einerseits das Zinsanhebungstempo auf 25 BP zu reduzieren und anderseits die Phase der Zinsanhebungen bis in den September zu verlängern. In Summe sind bei unseren Leitzinsprognosen Aufwärtsrisiken gegeben, so die Analysten der RBI. Andererseits würden die Analysten der RBI das aktuelle Leitzinspricing am Markt am oberen Ende einer möglichen Konsensfindung im EZB-Rat erachten.
Die EZB agiere aktuell in dem Widerspruch, einerseits datenabhängig entscheiden und andererseits doch für eine gewisse Zeit im Voraus eine Guidance geben zu wollen. Zudem bestehe die Problematik, dass geldpolitische Impulse erst mit einer langen Zeitverzögerung wirken würden, die Zinsentscheidungen der Notenbank aber durch die zuletzt veröffentlichten Daten stark mitbestimmt würden.
Das Dilemma der EZB sei der bis zuletzt ungebrochene Auftrieb der Kernrate, welcher zusammen mit verminderten Konjunkturabwärtsrisiken die längerfristigen Inflationserwartungen am Markt befördere. Anders ausgedrückt: Die Zinsanhebungen in den kommenden Monaten würden nur wenig auf die Teuerungsraten in diesem Jahr einwirken, sondern Konjunktur und Inflation erst in den kommenden zwei Jahren dämpfen. Somit sollte eigentlich den Inflationsprognosen für die kommenden Jahre ein größeres Gewicht zukommen als den letzten Inflationsdaten.
Zusammengefasst: Während die jüngsten Wirtschaftsdaten viele EZB-Ratsmitglieder veranlasst hätten, sich für ein stärkeres Anziehen der Zinsschraube auszusprechen, sollten die neuen Wirtschaftsprojektionen weniger Handlungsdruck erzeugen als noch im Dezember.
Im Gegensatz zur EZB sei das Ausmaß der Zinserhöhung auf der FOMC-Sitzung in zwei Wochen noch kaum absehbar. Die FED habe das Tempo der geldpolitischen Straffung bereits auf 25 BP pro Zinssitzung reduziert. Die Daten vom Januar würden jedoch die Ansicht infrage stellen, dass die FED bereits erhebliche Fortschritte bei der Dämpfung der Konjunktur und der Verringerung der Inflationsdynamik gemacht habe.
Darüber hinaus habe der FED-Vorsitzende Powell bei der jüngsten Kongressanhörung erklärt, dass das Tempo der Straffung auch erhöht werden könne, wenn die "Gesamtheit der Daten" dies rechtfertigen sollte. Dieser Ausdruck beziehe sich höchstwahrscheinlich auf die beiden bevorstehenden Datenhighlights, die bis zur FOMC-Sitzung am 21. und 22. März noch veröffentlicht würden: Der Arbeitsmarktbericht und die Verbraucherpreisinflation. Beide Indikatoren hätten im vergangenen Monat nach oben hin überrascht, insbesondere der Arbeitsmarktbericht, aber auch die Veröffentlichung der Inflation habe die disinflationäre Dynamik des vierten Quartals 2022 infrage gestellt. Sollten die Februar-Daten die Anspannung am Arbeitsmarkt und die damit verbundenen Inflationsrisiken bestätigen, könnte die FED tatsächlich geneigt sein, die Leitzinsen erneut um 50 BP zu erhöhen. An den Märkten sei dies seit der Wortmeldung Powells zum bevorzugten Szenario geworden. 50 BP im März und ein finales Zinsniveau zwischen 5,5% und 5,75% würden aktuell gepreist.
Das kurze Ende der US-Treasury-Renditekurve sei als Reaktion auf Powells Äußerungen deutlich angestiegen und habe die 2-jährige Rendite auf über 5% getrieben. Interessanterweise sei die Marktreaktion am längeren Ende der Renditekurve ausgeblieben, sodass sich die Inversion der Renditekurve verstärkt habe. Der 10J2J-Spread sei auf unter -100 Basispunkte gesunken. Dies könnte ein erstes Anzeichen dafür sein, dass das "higher-for-longer" Narrativ zunehmend infrage gestellt werde, je restriktiver das FED-Pricing werde. Unabhängig von der Frage, ob die Zinsen bei der nächsten Sitzung um 25 oder 50 BP erhöht würden, bleibe die aktuelle US-Leitzinsprognose der Analysten der RBI hinter den jüngsten Äußerungen der FED zurück, dass die Leitzinsen höher als bisher erwartet steigen müssten. Die Analysten der RBI würden ihre Prognosen zur FED Funds Rate unter Revision stellen.
Datenseitig stehe des Weiteren auf beiden Seiten des Atlantiks die Industrieproduktion auf dem Kalender. Nachdem insbesondere Vorlaufindikatoren wie die PMIs für das noch junge Jahr 2023 auf überraschend resiliente Wirtschaftsentwicklungen in der Eurozone und in den USA hingewiesen hätten, liege es nun an der Industrieproduktion, diesen Eindruck zu bestätigen oder zu konterkarieren. In der Eurozone hätten bisherige Veröffentlichungen für den Monat Januar auf nationaler Ebene jedenfalls ein gemischtes Bild abgegeben. Während die publizierten Daten in Frankreich und Spanien deutlich unter den Erwartungen zu liegen gekommen seien (FR: -1,9%, ES: -0,9%, jeweils auf Monatsbasis), hätten die Zahlen für Deutschland mit einer positiven Überraschung aufwarten können (+3,5% auf Monatsbasis). Vor diesem Hintergrund bleibe abzuwarten, welche Entwicklung sich für den gesamten Euroraum herauskristallisieren werde. Dies sei insbesondere interessant, da damit ein erster Einblick in die bisherige Entwicklung der Eurozonen-Wirtschaft im Jahr 2023 möglich werde.
In den USA werde indessen bereits die Industrieproduktion für den Monat Februar veröffentlicht werden. Nachdem sich im Januar eine Monatsentwicklung von 0% manifestiert habe, würden Konsensschätzungen nun von einem leichten Anstieg um 0,4% ausgehen. Auch hier sei die wichtigste Frage, ob sich die zum Jahreswechsel beobachtete solide realwirtschaftliche Entwicklung fortsetzen werde, oder ob sich doch erste Hinweise auf einen Abschwung der Wirtschafsaktivität finden lassen würden. (Ausgabe vom 10.03.2023) (13.03.2023/alc/a/a)
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