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EZB-Zinsschritt: Die Vorsichtigen könnten Recht behalten


17.03.23 09:49
Columbia Threadneedle

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Von allen Zentralbanken, die in diesem Monat zusammentreten, hatte die EZB die am wenigsten beneidenswerte Aufgabe, so Dave Chappell, Senior Fixed Income Portfolio Manager bei Columbia Threadneedle Investments.

Sollte sie an ihrer bereits eingegangenen Verpflichtung zu einer Anhebung der Leitzinsen um 50 Basispunkte festhalten - und so ihren verspäteten Kampf gegen die Kerninflation und das Risiko steigender Preise fortsetzen? Oder sollte sie lediglich eine Anpassung um 25 Basispunkte vornehmen beziehungsweise die Zinsen sogar auf dem aktuellen Niveau halten? Immerhin sei die Unsicherheit an den Finanzmärkten gestiegen, ausgelöst durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank Ende letzter Woche und noch verstärkt durch den gestrigen Einbruch des Aktienkurses der Credit Suisse.

Während die FED und die Bank of England den "Luxus" einer zusätzlichen Woche hätten, um die potenziellen negativen Auswirkungen der aktuellen Spannungen zu bewerten, hätten sich Lagarde und der Ausschuss zusammengesetzt - während die Risikomärkte geächzt und die Geldmärkte den künftigen Pfad der europäischen Leitzinsen beschnitten hätten.

Die Entscheidung habe gelautet, die 50 Basispunkte beizubehalten. Jedoch sei die bisherige verlängerte Forward Guidance gestrichen worden. In Zukunft würden die anstehenden Wirtschaftsdaten die Politik bestimmen. Die gestiegene Unsicherheit und Volatilität an den Märkten sei eingeräumt worden, und die neuen Prognosen für die Gesamtinflation seien aufgrund der niedrigeren Energiepreise deutlich gesenkt worden. Die Kerninflation sei jedoch nach wie vor das Hauptproblem, und die revidierten Prognosen dafür seien weniger optimistisch gewesen, selbst wenn man von weiteren Zinserhöhungen ausgehe. Das sei ein Grund dafür, das beschleunigte Tempo zumindest vorerst beizubehalten.

Die Entscheidung sei von einer großen Mehrheit befürwortet worden. Allerdings hätten einige wenige auch für ein vorsichtigeres Vorgehen in dieser Phase plädiert, bis mehr Klarheit über die aktuellen Fragen der Finanzstabilität bestehe. In den kommenden Wochen könnte sich herausstellen, dass die wenigen Vorsichtigen ihre Meinung stärker hätten durchsetzen müssen. (Ausgabe vom 16.03.2023) (17.03.2023/alc/a/a)