EZB bleibt auf Kurs und wird Leitzinsen um mindestens weitere 75 BP anheben


27.02.23 11:38
Hamburg Commercial Bank

Hamburg (www.anleihencheck.de) - Die Eurozone ist konjunkturell weiterhin in einer fragilen Situation, so die Analysten der Hamburg Commercial Bank.

Die Erwartung der Analysten, dass die Konjunktur nicht einbreche, da die Wirtschaft durch die hohen Auftragsbestände in der Industrie, die hohe Beschäftigung und die Hilfspakete für private Haushalte und Unternehmen geschützt sei, habe sich jedoch bestätigt. Man sehe sogar leichte Aufwärtsrisiken für den Konjunkturverlauf. Aufgrund des milden Winters seien zudem die Energiepreise deutlich zurückgegangen und dies mache vielen Unternehmen das Leben leichter. Dies habe auch dazu beigetragen, dass die Inflation gesunken sei.

Allerdings würden die Analysten nicht davon ausgehen, dass in absehbarer Zeit das EZB-Inflationsziel von 2% nachhaltig erreicht werde. Tatsächlich sei die Kernrate der Inflation (ohne Energie und Lebensmittel) im Januar auf 5,3% gestiegen. Den Rückgang der Gesamtinflationsrate von über 10% im Oktober letzten Jahres auf 8,6% habe die Kernrate nicht nachvollzogen. Die Analysten würden mehrere Gründe dafür sehen, dass sich die Inflation nur relativ zäh zurückbilden werde. So würden die Lieferkettenengpässe zwar abnehmen, aber in der deutschen Industrie würden laut ifo-Institut weiterhin 45% der befragten Unternehmen über Materialmangel klagen.

Gleichzeitig sei der Arbeitskräftemangel nahe seines Rekordniveaus (Deutschland: 37,5% / Frankreich: 21,6%). Bemerkenswert sei außerdem, dass ein unverändert hoher Anteil der Einzelhändler für die nächsten drei Monate Preisanhebungen plane. Besondere Sorge dürfte der Europäischen Zentralbank (EZB) jedoch eine mögliche Beschleunigung bei den Löhnen und Gehältern bereiten, die derzeit unter anderem in Deutschland verhandelt würden. Hierzulande würden in diesem Jahr die Löhne und Gehälter von gut 10 Millionen Menschen zwischen den Tarifpartnern festgelegt. Für Aufsehen sorge die Dienstleistungsgesellschaft ver.di mit Lohnforderungen von bis zu 15 %.

Die EZB werde in diesem Umfeld, das von einer weiterhin steigenden Kernrate der Inflation und hohen Lohnforderungen bei sich gleichzeitig stabilisierender Konjunkturlage geprägt sei, an ihrem Zinserhöhungskurs festhalten. Für den 16. März sei bereits eine Erhöhung der Leitzinsen um 50 BP "versprochen" worden. Die Analysten würden danach mindestens einen weiteren Zinsschritt erwarten, sodass der Einlagenzinssatz dann bei 3,25% liegen sollte. Gleichzeitig werde das Bilanzvolumen ab März abgebaut. Das dürfte mit dazu beitragen, dass die zehnjährigen Bundrenditen per Ende 2023 auf 3,00% steigen würden. (Ausgabe Februar 2023) (27.02.2023/alc/a/a)





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