EZB bleibt kaltschnäuzig auf Inflationskurs


14.04.22 17:10
Degussa Goldhandel

München (www.anleihencheck.de) - Auf seiner Sitzung hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschlossen, die Zinsen unverändert zu lassen, so Chefvolkswirt Dr. Thorsten Polleit von Degussa Goldhandel.

Die auf der Pressekonferenz gemachten Äußerungen des EZB-Rates würden erkennen lassen, dass die "Inflationsbekämpfung" leider keine Priorität in der Zinspolitik habe. Die "Sorgen" der Geldpolitiker scheinen, den offiziell Worten zufolge, vorwiegend der Euro-Konjunktur zu gelten. Und dass obwohl es bereits zu einer Hochinflation im Euroraum gekommen sei. Zur Erinnerung: Im März 2022 habe die Inflation der Konsumgüterpreise 7,5 Prozent betragen (nach 5,9 Prozent im Februar und 5,1 Prozent im Januar).

Die EZB wolle vielmehr weiter an ihrer bisherigen Position festhalten: die Zinsen erst anheben, wenn die Wertpapierkäufe (voraussichtlich) im dritten Quartal 2022 beendet seien. Und das heiße: Zumindest bis Juli/August/September bleibe die EZB kaltschnäuzig weiter auf Inflationskurs.

Der EZB-Rat verbinde damit vermutlich die Hoffnung, dass die Inflation in den kommenden Monaten nachgebe, und dass dadurch die Zinserhöhungen/das Ausmaß der Zinsanhebungen gering ausfallen könnten.

Das Ziel der EZB sei es nicht (mehr), die Inflation bei 2-Prozent zu halten beziehungsweise die jetzt entstandene Hochinflation auf diese Marke zurückzuführen. Vielmehr gehe es ihr darum, strauchelnden Staaten eine zinsgünstige Kreditaufnahme zu ermöglichen, die aufgelaufene Staatschuldenlast mit erhöhter Inflation zu entwerten, die Konjunktur in Gang zu halten.

Vor allem eines sei wichtig zu verstehen: Die gestiegene Güterpreisinflation sei in letzter Konsequenz das Ergebnis der Geldmengenvermehrung durch die EZB. Seit Ende 2019 habe sie die Geldmenge M3 um 21 Prozent erhöht, während die Wirtschaftsleistung im Euroraum kaum zugenommen habe.

Der aufgelaufene "Geldmengenüberhang" ermögliche es nun, dass sich der "negative Preisschock" (verstärkte Güterknappheit durch Lockdowns, Energieverteuerung durch "grüne Geldpolitik" und Folgen des Ukraine-Krieges) in Inflation entladen könne - also in einem fortgesetzten Ansteigen aller Güterpreise.

Zudem sei das Geldmengenwachstum nach wie vor zu hoch und trage dazu bei, dass die Inflation im Euroraum nicht auf die 2-Prozentmarke zurückkehren werde.

Ein Ende der Zeit des negativen Realzinses sei damit nicht in Sicht, eine Entwarnung auf der Inflationsfront lasse sich nicht geben.

Wer Euro halte - ob als Bargeld, Sicht-, Termin- und Spareinlagen -, der werde absehbar weitere schwere Kaufkraftverluste erleiden. Eine Möglichkeit, dieser monetären Enteignung zu entgehen, sei das Halten von physischem Gold und Silber.

Physisches Gold und Silber seien zudem eine Versicherung gegen weitere Diskontinutitäten - wie ein plötzlicher Einbruch des Vertrauens in den Euro, Probleme im Euro-Bankensektor und eine dadurch hervorgerufene Verschärfung der Hochinflation.

Aus Sicht der Experten sei der Auf- und Ausbau von Gold- und Silberpositionen bei aktuellen Preisen nach wie vor attraktiv vor allem für Anleger, die mit einem langen Zeithorizont (von drei oder mehr Jahren) hätten. (14.04.2022/alc/a/a)