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Finanzmärkte ignorieren das "Anti-Goldilocks"-Umfeld
07.03.23 09:30
Fisch Asset Management
Zürich (www.anleihencheck.de) - In einem klassischen Goldilocks-Umfeld besteht eine Kombination aus schwachem, aber positivem Wirtschaftswachstum, tiefer Inflation und deshalb lockerer Geldpolitik, so Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management.
Dies sei äußerst positiv für die Aktien- und Kreditmärkte und nur moderat zinstreibend. Erstaunlicherweise würden sich die Finanzmärkte wie in Goldilocks-Zeiten verhalten, obwohl aktuell genau entgegengesetzt ein "Anti-Goldilocks"-Umfeld vorherrsche: beispielsweise würden sich Rezessionssignale häufen, die Inflation bleibe hartnäckig, Inflationserwartungen würden steigen und die Geldpolitik sei historisch restriktiv. Damit nehme die Spannung zwischen fundamentalen Realitäten und Markbewertungen weiter zu.
Die restriktive Geldpolitik der vergangenen Monate sei durch eine Reihe von liquiditätssteigernden Effekten im privaten Banken- und Kreditsystem ausgeglichen worden. Dies sei Geldschöpfung durch Kreditwachstum, Abbau von Überschussreserven und in den USA eine Verringerung des Treasury General Account (TGA) bei der FED. Dies erkläre die bisher sehr moderaten Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik auf die Aktienmärkte und die Wirtschaft sowie die in letzter Zeit rückläufigen Stresssignale des US-amerikanischen NFCI-Stress-Index.
Alle diese Faktoren hätten jedoch begonnen, sich global abzuschwächen. Die Bankreserven, die Reverse-Repo-Volumen sowie die Bankeinlagen würden alle sinken. Auch der TGA-Saldo sei mittlerweile tief und könne die Bilanzreduzierung der FED und der anderen Notenbanken nicht mehr vollständig ausgleichen. Deshalb sei in absehbarer Zeit mit einer wesentlich stärkeren Wirkung der restriktiven Geldpolitik zu rechnen.
Auffallend seien auch die von den Notenbanken stark beachteten und wieder leicht steigenden Inflationserwartungen sowohl auf ein Jahr als auch auf fünf Jahre. Das sei potenziell gefährlich, da die Notenbanken damit länger an ihrem restriktiven Kurs festhalten würden. Als Reaktion auf die höheren Inflationserwartungen würden die langfristigen Staatsanleihenzinsen in den USA und in der Eurozone wieder moderat ansteigen.
Die Abschwächungssignale verschiedener Konjunkturindikatoren und der sehr schwache Häusermarkt würden dagegen ignoriert. Dementsprechend falle zumindest im Moment die normalerweise wirksame Konjunkturstabilisierung durch tiefere Zinsen weg. Insgesamt ergebe sich damit eine problematische Kombination aus steigenden Zinsen, auch am langen Ende, bei gleichzeitig nachgebender Konjunktur.
Abschließend noch zu den Unternehmensgewinnmargen. Diese seien historisch betrachtet bei fallender Inflation rückläufig gewesen. Grund sei eine Kombination aus stagnierenden Verkaufspreisen bei gleichzeitig hohen Lohnkosten. Dementsprechend sei die tiefere Inflation in den kommenden Monaten paradoxerweise negativ für die Unternehmen. Damit ergebe sich ein weiteres Warnsignal für die Aktien- und Kreditmärkte.
Die Experten würden eine defensive Positionierung generell für weiterhin angebracht halten. Staatsanleihen und Investment-Grade-Unternehmensanleihen etwa sollten vom nur noch moderaten Zinsaufwärtsdruck profitieren. Und Wandelanleihen seien angesichts der Unsicherheiten einmal mehr die adäquate Aktienalternative für Investoren, die den teilweisen Schutz in der Abwärtsbewegung suchen, aber auf mittel- bis langfristige Sicht von Aktienkurssteigerungen ausgehen würden. (07.03.2023/alc/a/a)
Dies sei äußerst positiv für die Aktien- und Kreditmärkte und nur moderat zinstreibend. Erstaunlicherweise würden sich die Finanzmärkte wie in Goldilocks-Zeiten verhalten, obwohl aktuell genau entgegengesetzt ein "Anti-Goldilocks"-Umfeld vorherrsche: beispielsweise würden sich Rezessionssignale häufen, die Inflation bleibe hartnäckig, Inflationserwartungen würden steigen und die Geldpolitik sei historisch restriktiv. Damit nehme die Spannung zwischen fundamentalen Realitäten und Markbewertungen weiter zu.
Die restriktive Geldpolitik der vergangenen Monate sei durch eine Reihe von liquiditätssteigernden Effekten im privaten Banken- und Kreditsystem ausgeglichen worden. Dies sei Geldschöpfung durch Kreditwachstum, Abbau von Überschussreserven und in den USA eine Verringerung des Treasury General Account (TGA) bei der FED. Dies erkläre die bisher sehr moderaten Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik auf die Aktienmärkte und die Wirtschaft sowie die in letzter Zeit rückläufigen Stresssignale des US-amerikanischen NFCI-Stress-Index.
Auffallend seien auch die von den Notenbanken stark beachteten und wieder leicht steigenden Inflationserwartungen sowohl auf ein Jahr als auch auf fünf Jahre. Das sei potenziell gefährlich, da die Notenbanken damit länger an ihrem restriktiven Kurs festhalten würden. Als Reaktion auf die höheren Inflationserwartungen würden die langfristigen Staatsanleihenzinsen in den USA und in der Eurozone wieder moderat ansteigen.
Die Abschwächungssignale verschiedener Konjunkturindikatoren und der sehr schwache Häusermarkt würden dagegen ignoriert. Dementsprechend falle zumindest im Moment die normalerweise wirksame Konjunkturstabilisierung durch tiefere Zinsen weg. Insgesamt ergebe sich damit eine problematische Kombination aus steigenden Zinsen, auch am langen Ende, bei gleichzeitig nachgebender Konjunktur.
Abschließend noch zu den Unternehmensgewinnmargen. Diese seien historisch betrachtet bei fallender Inflation rückläufig gewesen. Grund sei eine Kombination aus stagnierenden Verkaufspreisen bei gleichzeitig hohen Lohnkosten. Dementsprechend sei die tiefere Inflation in den kommenden Monaten paradoxerweise negativ für die Unternehmen. Damit ergebe sich ein weiteres Warnsignal für die Aktien- und Kreditmärkte.
Die Experten würden eine defensive Positionierung generell für weiterhin angebracht halten. Staatsanleihen und Investment-Grade-Unternehmensanleihen etwa sollten vom nur noch moderaten Zinsaufwärtsdruck profitieren. Und Wandelanleihen seien angesichts der Unsicherheiten einmal mehr die adäquate Aktienalternative für Investoren, die den teilweisen Schutz in der Abwärtsbewegung suchen, aber auf mittel- bis langfristige Sicht von Aktienkurssteigerungen ausgehen würden. (07.03.2023/alc/a/a)
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Kurs | Vortag | Veränderung | Datum/Zeit | |
1.960,74 $ | 1.965,56 $ | -4,815 $ | -0,24% | 09.06./22:45 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
XC0009655157 | 965515 | 2.079 $ | 1.615 $ |
30.05.23
, VanEck
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