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Finanzmarkt blickt wieder gespannt nach Frankfurt und Washington
07.06.23 12:54
Raiffeisen Bank International AG
Wien (www.anleihencheck.de) - Nächste Woche blickt der Finanzmarkt wieder gespannt nach Frankfurt und Washington, wo sich die geldpolitischen Gremien der EZB und der FED zu entscheidenden Zinssitzungen treffen, so Franz Zobl und Gottfried Steindl, Analysten der Raiffeisen Bank International AG.
Die EZB werde sehr wahrscheinlich eine weitere Zinserhöhung um 25 BP vornehmen. Der EZB-Hauptrefinanzierungssatz würde damit auf 4,0% steigen, der EZB-Einlagesatz auf 3,5%. Auf der letzten Zinssitzung habe man das Zinsanhebungstempo von 50 BP auf 25 BP reduziert und sei gleichzeitig bemüht gewesen, klarzustellen, dass die EZB an keine Pause des Anhebungszyklus denke. Eine Zinserhöhung um 50 BP sei zwar diskutiert worden und die finale Entscheidung sei nicht einstimmig gewesen, wie das Protokoll zur Zinssitzung später gezeigt habe, der Schwenk zu einem langsameren Anhebungstempo habe aber einen breiten Konsens gefunden.
Der Inflationsausblick sei mit Aufwärtsrisiken behaftet, so der EZB-Rat. In Anbetracht des Ausmaßes der bereits erfolgten geldpolitischen Straffung und der Verzögerung, mit welcher diese wirke, habe man eine Anhebung um 25 BP als gerechtfertigt gesehen. Dieses Argument sollte auch auf der kommenden Zinssitzung halten. Gleichzeitig werde das Ende der Reinvestitionen im Anleihekaufprogramm APP wohl beschlossen. Dies sei zuletzt angekündigt worden, was zu keinen Verwerfungen am Finanzmarkt geführt habe, was eine Umsetzung sehr wahrscheinlich mache.
Wichtig hervorzuheben sei auch, dass auf der nächstwöchigen Sitzung neue Wirtschaftsprognosen veröffentlicht würden. Der Revisionsbedarf sei sicherlich geringer als noch im März und Anpassungen würden wohl ein Fine-Tuning widerspiegeln. Nach Einschätzung der Analysten sei das unterstellte BIP-Wachstum von 1% für 2023 mit Abwärtsrisiken behaftet. Beim Inflationsausblick werde ein Blick in die Details notwendig sein.
Während die Energiepreisinflation aufgrund der Entwicklung auf den Großhandelsmärkten wohl 2023 einen geringeren Inflationsbeitrag liefern werde als von der EZB unterstellt, könnte die Prognose zur Kerninflation durchaus angehoben werden. Am Finanzmarkt werde man wohl weniger auf die bevorstehenden Beschlüsse reagieren, sondern auf Signale über den weiteren Verlauf. Zu einer expliziten Forward Guidance werde sich die EZB nicht hinreißen lassen, Lagarde könnte in der Pressekonferenz aber darauf hinweisen, dass die Zinsreise der EZB noch nicht ganz am Ende angelangt sei.
Für die US-Notenbank FED erscheine die Ausgangslage weniger klar als bei der EZB. Hätten zuletzt noch beide Notenbanken die Leitzinsen im Gleichklang um 25 BP erhöht, könnte der Offenmarktausschuss (FOMC) nächste Woche das erste Mal seit vielen Monaten die Leitzinsen unverändert belassen. Die Bandbreite der Leitzinsen liege aktuell zwischen 5 und 5,25%. Sei dieser Schritt mit einer veränderten Forward Guidance auf der letzten Zinssitzung vorbereitet worden, hätten die seitdem veröffentlichten Konjunkturdaten einer weiteren Zinserhöhung mehr Wahrscheinlichkeit zukommen lassen. Die Situation am Arbeitsmarkt entspanne sich nur schleppend, wie die jüngsten Daten zeigen würden.
Nächste Woche stehe dann bereits während der zweitägigen Zinssitzung die Veröffentlichung der Verbraucherpreisinflation an. Bekräftige auch dieser Indikator stärker als erwartete Inflationsrisiken, könnte sich die FED auf eine erneute Zinserhöhung um 25 BP durchringen. Auch wenn sich die Wahrscheinlichkeiten zuletzt verschoben hätten und die FED-Sitzung mit mehr Unsicherheit behaftet sei als üblich, würden die Analysten konstante Leitzinsen als das nach wie vor wahrscheinlichste Szenario erachten. Solange es nicht zu substanziellen pro-inflationären Überraschungen komme, könne die FED mit Verweis auf die bereits erfolgte geldpolitische Straffung und die Wirkungsverzögerung unveränderte Leitzinsen auf hohem Niveau rechtfertigen.
Das aktuelle Leitzinsniveau habe eine restriktive Wirkung auf die Wirtschaft und Inflation. Daher könnte die Kommunikation über die Dauer der Phase von Leitzinsen auf dem aktuellen Niveau an Bedeutung gewinnen. Inflationsrisiken müssten dann nicht zwangsweise mit weiteren Leitzinserhöhungen assoziiert werden, sondern mit einer längeren Phase unveränderter Leitzinsen. Dahingehend würden die Märkte auch auf die neuen FED-Prognosen fokussieren, welche bis zuletzt unveränderte Leitzinsen bis Jahresende 2023 angedeutet hätten. Es sei unwahrscheinlich, dass die neuen Prognosen auf bevorstehende Zinssenkungen im Jahresverlauf hindeuten würden und auch die BIP-Wachstumsprognosen könnte für 2023 eher erhöht als gesenkt werden.
Jenseits der oben erwähnten US-Inflationszahlen sorge der Datenkalender in den kommenden Tagen für wenig Spannung. In den USA würden Industrie- und Einzelhandelsdaten Einblick in die realwirtschaftliche Entwicklung zu Beginn von Q2 geben. Die anstehenden Sentimentindikatoren (Empire State - zuletzt deutlicher Rückgang, Philly FED - im Mai Anstieg von einem niedrigen Niveau, Konsumentenvertrauen - zuletzt leicht fallender Trend auf einem sehr niedrigen Level) würden bereits etwas weiter vorausblicken.
Sollten die ZEW-Umfragen für Deutschland und die Eurozone die artverwandten Sentix-Erhebungen nachzeichnen, so sei mit einem merklichen Rückgang der Einschätzung der aktuellen Lage zu rechnen. Die Zukunftserwartungen dürften dagegen weitgehend unverändert geblieben sein (Eurozone) bzw. nur leicht nachgeben (Deutschland).
Die Industrieproduktionsdaten für den Euroraum seien aktuell stark von den enormen Schwankungen der irischen Zahlen (im März -26% p.m.) beeinflusst und würden daher nur eingeschränkt Einblick in die zugrundeliegende Konjunktur geben. Nach dem vormonatlichen Absturz stehe im April ein Rebound an. Das allgemeine Momentum in der Industrie der Eurozone - blicke man auf diverse Umfragen und weitere nationale Detaildaten - präsentiere sich aktuell schwach. (07.06.2023/alc/a/a)
Die EZB werde sehr wahrscheinlich eine weitere Zinserhöhung um 25 BP vornehmen. Der EZB-Hauptrefinanzierungssatz würde damit auf 4,0% steigen, der EZB-Einlagesatz auf 3,5%. Auf der letzten Zinssitzung habe man das Zinsanhebungstempo von 50 BP auf 25 BP reduziert und sei gleichzeitig bemüht gewesen, klarzustellen, dass die EZB an keine Pause des Anhebungszyklus denke. Eine Zinserhöhung um 50 BP sei zwar diskutiert worden und die finale Entscheidung sei nicht einstimmig gewesen, wie das Protokoll zur Zinssitzung später gezeigt habe, der Schwenk zu einem langsameren Anhebungstempo habe aber einen breiten Konsens gefunden.
Der Inflationsausblick sei mit Aufwärtsrisiken behaftet, so der EZB-Rat. In Anbetracht des Ausmaßes der bereits erfolgten geldpolitischen Straffung und der Verzögerung, mit welcher diese wirke, habe man eine Anhebung um 25 BP als gerechtfertigt gesehen. Dieses Argument sollte auch auf der kommenden Zinssitzung halten. Gleichzeitig werde das Ende der Reinvestitionen im Anleihekaufprogramm APP wohl beschlossen. Dies sei zuletzt angekündigt worden, was zu keinen Verwerfungen am Finanzmarkt geführt habe, was eine Umsetzung sehr wahrscheinlich mache.
Wichtig hervorzuheben sei auch, dass auf der nächstwöchigen Sitzung neue Wirtschaftsprognosen veröffentlicht würden. Der Revisionsbedarf sei sicherlich geringer als noch im März und Anpassungen würden wohl ein Fine-Tuning widerspiegeln. Nach Einschätzung der Analysten sei das unterstellte BIP-Wachstum von 1% für 2023 mit Abwärtsrisiken behaftet. Beim Inflationsausblick werde ein Blick in die Details notwendig sein.
Während die Energiepreisinflation aufgrund der Entwicklung auf den Großhandelsmärkten wohl 2023 einen geringeren Inflationsbeitrag liefern werde als von der EZB unterstellt, könnte die Prognose zur Kerninflation durchaus angehoben werden. Am Finanzmarkt werde man wohl weniger auf die bevorstehenden Beschlüsse reagieren, sondern auf Signale über den weiteren Verlauf. Zu einer expliziten Forward Guidance werde sich die EZB nicht hinreißen lassen, Lagarde könnte in der Pressekonferenz aber darauf hinweisen, dass die Zinsreise der EZB noch nicht ganz am Ende angelangt sei.
Nächste Woche stehe dann bereits während der zweitägigen Zinssitzung die Veröffentlichung der Verbraucherpreisinflation an. Bekräftige auch dieser Indikator stärker als erwartete Inflationsrisiken, könnte sich die FED auf eine erneute Zinserhöhung um 25 BP durchringen. Auch wenn sich die Wahrscheinlichkeiten zuletzt verschoben hätten und die FED-Sitzung mit mehr Unsicherheit behaftet sei als üblich, würden die Analysten konstante Leitzinsen als das nach wie vor wahrscheinlichste Szenario erachten. Solange es nicht zu substanziellen pro-inflationären Überraschungen komme, könne die FED mit Verweis auf die bereits erfolgte geldpolitische Straffung und die Wirkungsverzögerung unveränderte Leitzinsen auf hohem Niveau rechtfertigen.
Das aktuelle Leitzinsniveau habe eine restriktive Wirkung auf die Wirtschaft und Inflation. Daher könnte die Kommunikation über die Dauer der Phase von Leitzinsen auf dem aktuellen Niveau an Bedeutung gewinnen. Inflationsrisiken müssten dann nicht zwangsweise mit weiteren Leitzinserhöhungen assoziiert werden, sondern mit einer längeren Phase unveränderter Leitzinsen. Dahingehend würden die Märkte auch auf die neuen FED-Prognosen fokussieren, welche bis zuletzt unveränderte Leitzinsen bis Jahresende 2023 angedeutet hätten. Es sei unwahrscheinlich, dass die neuen Prognosen auf bevorstehende Zinssenkungen im Jahresverlauf hindeuten würden und auch die BIP-Wachstumsprognosen könnte für 2023 eher erhöht als gesenkt werden.
Jenseits der oben erwähnten US-Inflationszahlen sorge der Datenkalender in den kommenden Tagen für wenig Spannung. In den USA würden Industrie- und Einzelhandelsdaten Einblick in die realwirtschaftliche Entwicklung zu Beginn von Q2 geben. Die anstehenden Sentimentindikatoren (Empire State - zuletzt deutlicher Rückgang, Philly FED - im Mai Anstieg von einem niedrigen Niveau, Konsumentenvertrauen - zuletzt leicht fallender Trend auf einem sehr niedrigen Level) würden bereits etwas weiter vorausblicken.
Sollten die ZEW-Umfragen für Deutschland und die Eurozone die artverwandten Sentix-Erhebungen nachzeichnen, so sei mit einem merklichen Rückgang der Einschätzung der aktuellen Lage zu rechnen. Die Zukunftserwartungen dürften dagegen weitgehend unverändert geblieben sein (Eurozone) bzw. nur leicht nachgeben (Deutschland).
Die Industrieproduktionsdaten für den Euroraum seien aktuell stark von den enormen Schwankungen der irischen Zahlen (im März -26% p.m.) beeinflusst und würden daher nur eingeschränkt Einblick in die zugrundeliegende Konjunktur geben. Nach dem vormonatlichen Absturz stehe im April ein Rebound an. Das allgemeine Momentum in der Industrie der Eurozone - blicke man auf diverse Umfragen und weitere nationale Detaildaten - präsentiere sich aktuell schwach. (07.06.2023/alc/a/a)
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