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Investoren mit Nachholbedarf bei Schwellenländeranleihen


15.02.23 09:45
Fisch Asset Management

Zürich (www.anleihencheck.de) - "Soft Landings" sind selten, aber es gibt sie, so Thomas Fischli Rutz, Head Emerging Markets bei Fisch Asset Management.

Und so würden die Experten in ihrem Basisszenario eine flache, kurze Rezession in den USA und eine Wachstumserholung im Laufe des Jahres erwarten. Vor dem Hintergrund dieser Einschätzung würden sie bei Emerging Markets-Unternehmensanleihen attraktive Einstiegsmöglichkeiten für Investoren mit einem längerfristigen Anlagehorizont sehen. Trotz der substanziellen Erholung seit den Tiefständen Ende Oktober würden Anleger immer noch von einem hohen Carry und den starken Fundamentaldaten der in den Schwellenländern ansässigen Unternehmen profitieren.

Die überraschend abrupte und umfassende Abkehr Chinas von seiner extrem restriktiven Corona-Politik habe zu einer deutlichen Verbesserung der Investorenstimmung gegenüber Schwellenländern geführt. Dies spiegle sich in den rekordhohen MIttelzuflüssen von rund 8 Mrd. US-Dollar in die Anlageklasse seit Jahresbeginn wider. In diesem Zusammenhang habe der internationale Währungsfonds seine Wachstumsaussichten für Schwellenländer für die Jahre 2023 und 2024 nach oben angepasst und rechne nun mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 4,0% beziehungsweise 4,2%. Trotzdem seien viele Investoren in Schwellenländeranleihen unverändert unterinvestiert. Eine weitere Reduzierung dieser Untergewichtung sollte die Märkte zusätzlich beflügeln.

Beim Konjunkturumfeld würden die Experten ein schneller als erwartetes Sinken der Inflation sehen, wofür auch ein niedrigerer US-Dollar hilfreich sei. Gleichzeitig bleibe die Geldpolitik zumindest in den USA und in Europa noch immer recht straff und begünstige damit eine weitere Verlangsamung der Konjunktur. In den Schwellenländern habe die Geldpolitik bereits den Zenit überschritten, da sie deutlich früher in den Zinserhöhungszyklus gestartet sei. Zusätzlich dürfte die Abwendung Chinas von der Null-Covid-Politik das Wirtschaftswachstum befeuern und die Verbreiterung der Wachstumslücke zwischen den Schwellenländern und den Industriestaaten weiter unterstützen.

Die gute fundamentale Verfassung der Emittenten zeige sich auch in den Ausfallraten. Sie dürften nach der Erholung des chinesischen Immobilienmarktes im einstelligen Bereich ausfallen und damit tiefer als ursprünglich erwartet.

Aktuell liege der Fokus in den Portfolios auf Carry-Opportunitäten und Titel mit höherer Kreditqualität, insbesondere solche in den Ratingsegmenten BBB und BB. Solide High-Yield-Anleihen böten aufgrund ihres attraktiven Carry einen wirksamen Performance-Puffer. Dabei sei eine breite Diversifikation und sorgfältige Titelselektion zur Risikominimierung ratsam. Da die Märkte noch einige Zeit "datenabhängig" bleiben würden, ermögliche diese Positionierung die Volatilität ohne wesentliche Kreditverschlechterung zu überstehen und die Gelegenheit zu nutzen, im richtigen Moment von Marktverwerfungen zu profitieren.

Auf Länderebene würden die Experten weiterhin Mexiko bevorzugen, das von seiner geographischen Nähe zu den USA vom aktuellen Nearshoring-Trend profitiere. Außerdem würden sie auf Unternehmen aus dem Rohstoffsektor setzen, darunter Öl- und Goldproduzenten, die Nutznießer der sich erholenden Nachfrage in China seien.

Insgesamt würden die Experten damit die Renditechancen, die sich in den Schwellenländern böten, für das laufende Jahr optimistisch stimmen. (15.02.2023/alc/a/a)