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Japan sollte die Zinskurvenkontrolle beenden
13.01.23 11:42
BlueBay Asset Management
London (www.anleihencheck.de) - Die Renditen in Japan gerieten in der vergangenen Woche erneut unter Aufwärtsdruck, da stärkere Inflationsdaten zu Spekulationen über eine weitere Anpassung der Geldpolitik auf der Sitzung der Bank of Japan (BoJ) in der kommenden Woche führten, so Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management.
Die Kerninflation in Japan habe im Dezember 4,0 Prozent erreicht. Den Anlegern scheine zu dämmern, dass die ultralockere Haltung der BoJ mit ihrer Politik der Renditekurvensteuerung (Yield Curve Control, YCC) dazu beigetragen habe.
Die Inflation sei in Japan politisch unpopulär geworden. Das wirke sich auch auf die Beliebtheitswerte von Premierminister Fumio Kishida aus. Erste Anzeichen würden darauf hindeuten, dass im Zuge der jährlichen Lohnrunde im ersten Quartal die Löhne dieses Jahr um mehr als 3 Prozent steigen könnten. Die Arbeitnehmer würden versuchen, den Anstieg der Lebenshaltungskosten vor dem Hintergrund eines angespannten Arbeitsmarktes auszugleichen.
Der Einzelhändler Uniqlo habe bereits in der vergangenen Woche eine Lohnerhöhung für einige Nachwuchskräfte um bis zu 40 Prozent angekündigt. Die Tokioter Metro habe verkündet, dass die Fahrpreise im März um 6 Prozent steigen würden. Das sei die erste Preiserhöhung seit 1995.
Vor diesem Hintergrund werde die Inflation in Japan aus Sicht der Experten über dem BoJ-Ziel von 2 Prozent bleiben, selbst wenn die Aufwärtseffekte der Energiepreise allmählich aus den Berechnungen herausfallen würden.
Die Politik der Zinskurvenkontrolle sei darauf ausgerichtet gewesen, in einer Zeit der Besorgnis über den anhaltenden Deflationsdruck die Inflation zu erhöhen. Nun sei das Ziel erreicht und sie werde nicht mehr benötigt. Eine Eigenart dieser Politik sei jedoch, dass die BoJ in dem Maße, wie sie sich ihrem Ende nähere, Anleihen in einem beschleunigten Tempo kaufen müsse, um die Renditen zu stabilisieren.
Dadurch habe die BoJ zu einem Zeitpunkt, an dem sie eigentlich mit dem Zurückfahren ihrer akkommodierenden Geldpolitik habe beginnen wollen, ihre Bilanz in Wirklichkeit immer schneller ausgeweitet. In diesem Zusammenhang könne die Entscheidung, die Renditeobergrenze für zehnjährige Anleihen von 0,25 Prozent auf 0,50 Prozent zu erhöhen, als Fehler betrachtet werden. Es könnte von Vorteil sein, ganz aus der Zinskurvenkontrolle auszusteigen, anstatt das Ziel auf einer der nächsten Sitzungen beispielsweise auf 0,75 Prozent weiter anzupassen.
Das Risiko bestehe jedoch darin, dass die Verantwortlichen in Tokio hartnäckig blind gegenüber dem steigenden Inflationsdruck bleiben würden. Schließlich hätten sie seit mehr als einer Generation keine solche Preisentwicklung mehr gesehen. Sollte dies zu einem weiteren Überschießen der Inflation führen, müssten auf die Beendigung der YCC in den folgenden Monaten Anhebungen der kurzfristigen Zinssätze folgen. Das könnte zu einer weitaus größeren Destabilisierung der Renditen und zu Spekulationen führen, dass die Renditen japanischer Staatsanleihen im Jahr 2023 ähnlich wie die von deutschen Bundesanleihen im Jahr 2022 steigen könnten. (13.01.2023/alc/a/a)
Die Kerninflation in Japan habe im Dezember 4,0 Prozent erreicht. Den Anlegern scheine zu dämmern, dass die ultralockere Haltung der BoJ mit ihrer Politik der Renditekurvensteuerung (Yield Curve Control, YCC) dazu beigetragen habe.
Die Inflation sei in Japan politisch unpopulär geworden. Das wirke sich auch auf die Beliebtheitswerte von Premierminister Fumio Kishida aus. Erste Anzeichen würden darauf hindeuten, dass im Zuge der jährlichen Lohnrunde im ersten Quartal die Löhne dieses Jahr um mehr als 3 Prozent steigen könnten. Die Arbeitnehmer würden versuchen, den Anstieg der Lebenshaltungskosten vor dem Hintergrund eines angespannten Arbeitsmarktes auszugleichen.
Vor diesem Hintergrund werde die Inflation in Japan aus Sicht der Experten über dem BoJ-Ziel von 2 Prozent bleiben, selbst wenn die Aufwärtseffekte der Energiepreise allmählich aus den Berechnungen herausfallen würden.
Die Politik der Zinskurvenkontrolle sei darauf ausgerichtet gewesen, in einer Zeit der Besorgnis über den anhaltenden Deflationsdruck die Inflation zu erhöhen. Nun sei das Ziel erreicht und sie werde nicht mehr benötigt. Eine Eigenart dieser Politik sei jedoch, dass die BoJ in dem Maße, wie sie sich ihrem Ende nähere, Anleihen in einem beschleunigten Tempo kaufen müsse, um die Renditen zu stabilisieren.
Dadurch habe die BoJ zu einem Zeitpunkt, an dem sie eigentlich mit dem Zurückfahren ihrer akkommodierenden Geldpolitik habe beginnen wollen, ihre Bilanz in Wirklichkeit immer schneller ausgeweitet. In diesem Zusammenhang könne die Entscheidung, die Renditeobergrenze für zehnjährige Anleihen von 0,25 Prozent auf 0,50 Prozent zu erhöhen, als Fehler betrachtet werden. Es könnte von Vorteil sein, ganz aus der Zinskurvenkontrolle auszusteigen, anstatt das Ziel auf einer der nächsten Sitzungen beispielsweise auf 0,75 Prozent weiter anzupassen.
Das Risiko bestehe jedoch darin, dass die Verantwortlichen in Tokio hartnäckig blind gegenüber dem steigenden Inflationsdruck bleiben würden. Schließlich hätten sie seit mehr als einer Generation keine solche Preisentwicklung mehr gesehen. Sollte dies zu einem weiteren Überschießen der Inflation führen, müssten auf die Beendigung der YCC in den folgenden Monaten Anhebungen der kurzfristigen Zinssätze folgen. Das könnte zu einer weitaus größeren Destabilisierung der Renditen und zu Spekulationen führen, dass die Renditen japanischer Staatsanleihen im Jahr 2023 ähnlich wie die von deutschen Bundesanleihen im Jahr 2022 steigen könnten. (13.01.2023/alc/a/a)