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Japanische Zentralbank überrascht die Märkte


22.12.22 10:15
BlueBay Asset Management

London (www.anleihencheck.de) - Die Bank of Japan (BoJ) hat diese Woche für eine Überraschung gesorgt: Sie hob die Obergrenze für den Ankauf von Vermögenswerten in der Renditekurve von 0,25 Prozent auf 0,50 Prozent an, so Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management.

Das heiße: Sie werde künftig eine Rendite zehnjähriger Staatsanleihen von bis zu 0,50 Prozent tolerieren. Diese Änderung der Renditekurvensteuerung (Yield-Curve-Control, YCC) sei von großer Bedeutung. Nach Erachten der Experten läute sie die Abkehr von der ultra-akkommodierenden Geldpolitik während der Amtszeit von BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda ein.

Die japanische Wirtschaft gewinne an Schwung, da die Auswirkungen der pandemiebedingten Beschränkungen weiter nachlassen würden. Auch die Deflation scheine besiegt zu sein: Die Inflation liege nun deutlich über dem 2-Prozent-Ziel der BoJ. Da die japanische Geldpolitik im Jahr 2022 zu einer Abschwächung des Yen geführt habe, schien der aktuelle Kurs nicht mehr nötig. Daher hätten die Experten seit Monaten mit dem Signal einer Anpassung gerechnet.

Die Experten würden davon ausgehen, dass robuste, über den Prognosen der BoJ liegende japanische Wirtschaftsdaten und Inflationszahlen die Zentralbank bis März zu einer Erhöhung der Zinsobergrenze auf 0,75 Prozent veranlassen werde. Im Laufe des Jahres 2023 dürfte die Kontrolle der Renditekurve schließlich ganz abgeschafft werden. Kurzfristig signalisiere die Ankündigung der BoJ, die Anleihekäufe im ersten Quartal auf 9 Billionen Yen pro Monat zu erhöhen, jedoch die Absicht, die Obergrenze von 0,50 Prozent zunächst nicht zu überschreiten.

Obwohl sich die japanische Geldpolitik relativ langsam wandle, hätten die Veränderungen globale Bedeutung. Der geldpolitische Stimulus in Japan habe in den vergangenen Jahren zur weltweiten Liquidität beigetragen und sei ein Faktor gewesen, der die Renditen auf der ganzen Welt nach unten gedrückt habe. Daher sollte es nicht überraschen, wenn eine allmähliche Änderung zu einem Anstieg der weltweiten Renditen und einer Versteilerung der Renditekurven führe.

Kurz vor dem Jahreswechsel sei außerdem die Zeit, über das kommende Jahr nachzudenken. Hier einige Prognosen:

- Die Leitzinsen würden in den USA und der Eurozone am Ende des ersten Quartals ihren Höchststand erreichen. Die Zentralbanken würden aber erst 2024 mit Zinssenkungen beginnen.
- In Japan werde die Obergrenze für die Renditekurvensteuerung am Ende des ersten Quartals auf 0,75 Prozent angehoben.. im Laufe des Jahres sie unter einem neuen BoJ-Gouverneur abgeschafft.
- Die britische Wirtschaft werde schlechter abschneiden als die ihrer Konkurrenten und die Inflation werde ebenfalls weiter überschießen. Das dürfte sich negativ auf britische Vermögenswerte und das Pfund auswirken.
- Der Krieg in der Ukraine könnte sich im ersten Quartal verschärfen, dürfte aber hoffentlich vor Ende 2023 enden.

- Die Spreads dürften am Jahresende 2023 in der Nähe ihrer Anfangsniveaus liegen. Das könnte auf Jahressicht zu Überrenditen führen.
- Abschläge bei Private Equity würden auf düstere Aussichten für die privaten Märkte im kommenden Jahr hindeuten.
- Die Aktienmärkte würden auch im Jahr 2023 gedämpfte Renditen liefern und deutlich unter ihren früheren Höchstständen bleiben.
- Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte würden als Anlageklasse weitgehend vernachlässigt.
- Die Chelsea-Frauen würden die Champions League gewinnen. (22.12.2022/alc/a/a)