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USA: Wird die Notenbank eine Leitzinsanhebung wagen?
20.03.23 09:15
Raiffeisen Bank International AG
Wien (www.anleihencheck.de) - Aufgrund der aktuellen Finanzmarktturbulenzen war die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank mit viel Spannung erwartet worden, so die Analysten der Raiffeisen Bank International AG (RBI).
Mit einer Leitzinsanhebung um 50 Basispunkte (BP) habe die Notenbank einerseits Vertrauen in die Stabilität des Finanzsystems und andererseits Entschlossenheit signalisiert, gegen die viel zu hohe Inflation vorzugehen. Die nächsten Schritte sollten allein von den weiteren Wirtschaftsdaten und (neu in der Guidance) Finanzmarktbedingungen abhängen. Die Analysten der RBI würden denken, dass die Probleme einzelner Banken kein Vorzeichen von allgemeinen Unwägbarkeiten seien (kein Beginn einer systemischen Krise). Nervosität und Ansteckungsgefahren könne besser mit Liquiditätsinstrumenten der Notenbank begegnet werden. Hierfür habe die EZB ihre Bereitschaft klar unterstrichen. Dies bedeute andererseits, dass sich die Zinspolitik vorrangig an den Inflationsaussichten ausrichten dürfte. Präsidentin Lagarde sei hierbei deutlich gewesen: Sollten sich die Turbulenzen am Finanzmarkt legen, so gebe es noch viel zu tun (a lot ground to cover).
Gegeben ihrer Überlegungen und Interpretation der Aussagen von EZB-Mitgliedern würden die Analysten der RBI mit einer Fortsetzung des Zinsanhebungsprozesses mit Schritten von 25 Basispunkten zumindest im Mai und Juni rechnen. Zudem erscheine den Analysten der RBI ein weiterer Schritt im Juli (25 BP) wahrscheinlich. Zwar seien im Zuge der Zinssitzung die Leitzinserwartungen am Markt deutlich nach unten genommen worden. Diese sind aber seit geraumer Zeit ausgesprochen volatil und waren somit ein schlechter Orientierungspunkt, so die Analysten der RBI. Zur Erinnerung: Im Februar seien die Erwartungen zum Zinshoch auf fast 4,25% (Einlagesatz) und damit um gut 100 Basispunkte nach oben gewandert, in den vergangenen Tagen seien sie allerdings wieder um rund 100 Basispunkte auf ca. 3,25% abgestürzt. Die neue Prognose der Analysten der RBI von 3,75% liege somit in der Mitte dieser Extreme, die realistische Range würden sie zwischen 3,5% und 4,0% ebenfalls viel enger an als der Markt setzen.
Diese Woche sei die FED an der Reihe. Werde die US-Notenbank trotz der derzeitigen Spannungen an den Finanzmärkten ebenfalls eine Anhebung der Leitzinsen wagen, wie es die EZB getan habe? Die Analysten der RBI würden glauben ja! Aber nicht um 50 Basispunkte wie die EZB, sondern nur um 25 Basispunkte. Die seit Powells Aussage vor dem Kongress eingehenden Daten hätten die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte grundsätzlich erhöht. Eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte trage dementsprechend den jüngsten Ereignissen Rechnung, ohne dabei die Wiederherstellung der Preisstabilität aus den Augen zu verlieren. Der Weg zur gleichzeitigen Erreichung von Finanzstabilität und Preisstabilität sei enger geworden. Die FED könnte die bereits erreichte Verschärfung der finanziellen Bedingungen und die Verzögerung, mit der sich die Geldpolitik auf die Realwirtschaft auswirke, stärker in den Vordergrund stellen, was ein vorsichtigeres Vorgehen rechtfertige. Oder, anders ausgedrückt, die Geldpolitik könnte mittelfristiger ausgerichtet werden und etwas weniger Augenmerk auf einzelne Datenpunkte legen.
Apropos einzelne Datenveröffentlichungen: In der letzten Woche seien in den USA die VPI-Inflationsdaten für Februar veröffentlicht worden. Die Zahlen hätten weitgehend den Erwartungen entsprochen, die Gesamtinflation sei von 0,5% (p.m.) im Januar auf 0,4% zurückgegangen und die Kerninflation sei von 0,4% (p.m.) auf 0,5% gestiegen. Der Rückgang der Gesamtinflation sei einmal mehr hauptsächlich auf sinkende Energiepreise zurückzuführen gewesen. Die Kerninflation scheine jedoch weiter hartnäckig zu bleiben, habe sie doch in den letzten Monaten keine eindeutigen Anzeichen eines Rückgangs aufgewiesen. Dies nähre die Befürchtung, dass die Inflation persistenter sei als ursprünglich angenommen. Sollten sich die Spannungen an den Finanzmärkten stabilisieren und der zugrunde liegende Inflationsdruck nicht sichtbar nachlassen, sei nicht auszuschließen, dass die FED in Zukunft weitere Zinserhöhungen um 25 BP vornehmen werde. Nichtsdestotrotz dürften uns die jüngsten Bedenken hinsichtlich der Finanzstabilität näher an ein wahrscheinliches finales Zinsniveau herangeführt haben, so die Analysten der RBI.
Darüber hinaus werde der Datenkalender der laufenden Woche die Möglichkeit bieten, vielfältige Einblicke in die aktuelle Stimmungslage verschiedenster Wirtschaftsbereiche zu gewinnen. So erscheinen mit dem ZEW (Deutschland), dem Konsumentenvertrauen (Eurozone) und den PMIs (Eurozone + USA) Indikatoren, welche Aufschlüsse über die Zuversicht von Finanzmarktteilnehmern, Konsumenten und Unternehmen geben können, so die Analysten der RBI. Sämtliche dieser Indikatoren würden sich dabei auf den Monat März beziehen und damit ein sehr aktuelles Stimmungsbild wiedergeben.
Aber der Reihe nach: Den Auftakt mache am Dienstag der auf Finanzmarktumfragen basierende ZEW für Deutschland. Die Schätzungen der Analysten der RBI würden basierend auf den jüngsten turbulenten Ereignissen von einer recht verhaltenen Entwicklung ausgehen. Während wir hinsichtlich des Sub-Index für die aktuelle Lage von einer marginalen Verbesserung weg von -45,1 Punkten hin zu -45 Punkten ausgehen, halten wir bezüglich des Sub-Index für die Zukunftserwartungen eine Verschlechterung von 28,1 Punkten auf 12 Punkte für realistisch, so die Analysten der RBI.
Darauf folge am Donnerstag die Schnellschätzung für das Konsumentenvertrauen der Eurozone. Dieses habe sich, ausgehend von seinem Tiefststand im September 2022, zuletzt stetig erholen können. Nichtsdestotrotz würde es selbst bei Erreichung des von den Analysten der RBI prognostizierten Wertes von -18,3 (Vormonat: -19) auch weiterhin klar im pessimistischen Bereich liegen.
Zu guter Letzt stünden am Freitag noch die März-Schnellschätzungen für die PMI-Einkaufsmanagerindices auf dem Programm. Hier habe sich sowohl in der Eurozone als auch in den USA zuletzt der Dienstleistungssektor stärker entwickelt als das Verarbeitende Gewerbe. Die Analysten der RBI würden davon ausgehen, dass sich in der Eurozone die grundsätzlich positive Entwicklung der letzten Monate fortsetzen werde, und würden einen Anstieg auf 53,3 Punkte (Vormonat: 52,7) im Dienstleistungsindex und auf 49,4 Punkte (Vormonat: 48,5) im Industrieindex prognostizieren. Damit könnte sich das Verarbeitende Gewerbe weiterhin an wachsendes Terrain (Werte über 50 Punkte) annähern, während die Dienstleistungssparte ihre Position auf ebenjenem weiter festigen könnte. (Ausgabe vom 17.03.2023) (20.03.2023/alc/a/a)
Mit einer Leitzinsanhebung um 50 Basispunkte (BP) habe die Notenbank einerseits Vertrauen in die Stabilität des Finanzsystems und andererseits Entschlossenheit signalisiert, gegen die viel zu hohe Inflation vorzugehen. Die nächsten Schritte sollten allein von den weiteren Wirtschaftsdaten und (neu in der Guidance) Finanzmarktbedingungen abhängen. Die Analysten der RBI würden denken, dass die Probleme einzelner Banken kein Vorzeichen von allgemeinen Unwägbarkeiten seien (kein Beginn einer systemischen Krise). Nervosität und Ansteckungsgefahren könne besser mit Liquiditätsinstrumenten der Notenbank begegnet werden. Hierfür habe die EZB ihre Bereitschaft klar unterstrichen. Dies bedeute andererseits, dass sich die Zinspolitik vorrangig an den Inflationsaussichten ausrichten dürfte. Präsidentin Lagarde sei hierbei deutlich gewesen: Sollten sich die Turbulenzen am Finanzmarkt legen, so gebe es noch viel zu tun (a lot ground to cover).
Gegeben ihrer Überlegungen und Interpretation der Aussagen von EZB-Mitgliedern würden die Analysten der RBI mit einer Fortsetzung des Zinsanhebungsprozesses mit Schritten von 25 Basispunkten zumindest im Mai und Juni rechnen. Zudem erscheine den Analysten der RBI ein weiterer Schritt im Juli (25 BP) wahrscheinlich. Zwar seien im Zuge der Zinssitzung die Leitzinserwartungen am Markt deutlich nach unten genommen worden. Diese sind aber seit geraumer Zeit ausgesprochen volatil und waren somit ein schlechter Orientierungspunkt, so die Analysten der RBI. Zur Erinnerung: Im Februar seien die Erwartungen zum Zinshoch auf fast 4,25% (Einlagesatz) und damit um gut 100 Basispunkte nach oben gewandert, in den vergangenen Tagen seien sie allerdings wieder um rund 100 Basispunkte auf ca. 3,25% abgestürzt. Die neue Prognose der Analysten der RBI von 3,75% liege somit in der Mitte dieser Extreme, die realistische Range würden sie zwischen 3,5% und 4,0% ebenfalls viel enger an als der Markt setzen.
Diese Woche sei die FED an der Reihe. Werde die US-Notenbank trotz der derzeitigen Spannungen an den Finanzmärkten ebenfalls eine Anhebung der Leitzinsen wagen, wie es die EZB getan habe? Die Analysten der RBI würden glauben ja! Aber nicht um 50 Basispunkte wie die EZB, sondern nur um 25 Basispunkte. Die seit Powells Aussage vor dem Kongress eingehenden Daten hätten die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte grundsätzlich erhöht. Eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte trage dementsprechend den jüngsten Ereignissen Rechnung, ohne dabei die Wiederherstellung der Preisstabilität aus den Augen zu verlieren. Der Weg zur gleichzeitigen Erreichung von Finanzstabilität und Preisstabilität sei enger geworden. Die FED könnte die bereits erreichte Verschärfung der finanziellen Bedingungen und die Verzögerung, mit der sich die Geldpolitik auf die Realwirtschaft auswirke, stärker in den Vordergrund stellen, was ein vorsichtigeres Vorgehen rechtfertige. Oder, anders ausgedrückt, die Geldpolitik könnte mittelfristiger ausgerichtet werden und etwas weniger Augenmerk auf einzelne Datenpunkte legen.
Darüber hinaus werde der Datenkalender der laufenden Woche die Möglichkeit bieten, vielfältige Einblicke in die aktuelle Stimmungslage verschiedenster Wirtschaftsbereiche zu gewinnen. So erscheinen mit dem ZEW (Deutschland), dem Konsumentenvertrauen (Eurozone) und den PMIs (Eurozone + USA) Indikatoren, welche Aufschlüsse über die Zuversicht von Finanzmarktteilnehmern, Konsumenten und Unternehmen geben können, so die Analysten der RBI. Sämtliche dieser Indikatoren würden sich dabei auf den Monat März beziehen und damit ein sehr aktuelles Stimmungsbild wiedergeben.
Aber der Reihe nach: Den Auftakt mache am Dienstag der auf Finanzmarktumfragen basierende ZEW für Deutschland. Die Schätzungen der Analysten der RBI würden basierend auf den jüngsten turbulenten Ereignissen von einer recht verhaltenen Entwicklung ausgehen. Während wir hinsichtlich des Sub-Index für die aktuelle Lage von einer marginalen Verbesserung weg von -45,1 Punkten hin zu -45 Punkten ausgehen, halten wir bezüglich des Sub-Index für die Zukunftserwartungen eine Verschlechterung von 28,1 Punkten auf 12 Punkte für realistisch, so die Analysten der RBI.
Darauf folge am Donnerstag die Schnellschätzung für das Konsumentenvertrauen der Eurozone. Dieses habe sich, ausgehend von seinem Tiefststand im September 2022, zuletzt stetig erholen können. Nichtsdestotrotz würde es selbst bei Erreichung des von den Analysten der RBI prognostizierten Wertes von -18,3 (Vormonat: -19) auch weiterhin klar im pessimistischen Bereich liegen.
Zu guter Letzt stünden am Freitag noch die März-Schnellschätzungen für die PMI-Einkaufsmanagerindices auf dem Programm. Hier habe sich sowohl in der Eurozone als auch in den USA zuletzt der Dienstleistungssektor stärker entwickelt als das Verarbeitende Gewerbe. Die Analysten der RBI würden davon ausgehen, dass sich in der Eurozone die grundsätzlich positive Entwicklung der letzten Monate fortsetzen werde, und würden einen Anstieg auf 53,3 Punkte (Vormonat: 52,7) im Dienstleistungsindex und auf 49,4 Punkte (Vormonat: 48,5) im Industrieindex prognostizieren. Damit könnte sich das Verarbeitende Gewerbe weiterhin an wachsendes Terrain (Werte über 50 Punkte) annähern, während die Dienstleistungssparte ihre Position auf ebenjenem weiter festigen könnte. (Ausgabe vom 17.03.2023) (20.03.2023/alc/a/a)
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