US-Notenbank sieht weiten Weg bis zum Inflationsziel


16.12.22 10:30
BlueBay Asset Management

London (www.anleihencheck.de) - Die weltweiten Anleiherenditen schwankten in einer ereignisreichen Zentralbank-Woche, so Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management.

Der zweite positive US-Verbraucherpreisindex in Folge habe die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen innerhalb eines Tages stark fallen lassen, bevor sie wieder auf 3,50 Prozent gestiegen seien. Das sei typisch für das jüngste Marktgeschehen gewesen: Die erhöhten Unsicherheiten würden die Volatilität bei festverzinslichen Wertpapieren hoch halten - selbst wenn es in anderen Bereichen, wie am Aktienmarkt, ruhiger geblieben sei.

Wie erwartet habe die US-Notenbank die Zinssätze um 50 Basispunkte auf 4,25 Prozent bis 4,5 Prozent angehoben. Die Mehrheit der Vertreter des Offenmarktausschusses gehe nun davon aus, dass sie Ende 2023 über 5 Prozent liegen würden. Damit gebe es eine Diskrepanz zwischen den FED-Prognosen und den Markterwartungen. Letztere würden davon ausgehen, dass die Zinsen im kommenden Jahr steigen würden, dann aber Ende 2023 wieder in den Bereich von 4,25 bis 4,5 Prozent fallen würden.

Der Rückgang der monatlichen Inflationszahlen spreche dafür, dass die Gesamtinflation ihren Höhepunkt überschritten habe und bis ins nächste Jahr hinein nach unten tendiere. FED-Vorsitzender Jerome Powell bekräftige jedoch, dass es noch ein weiter Weg bis zu einer nachhaltigen Teuerungsrate von 2 Prozent sei.

Die Experten würden weiterhin davon ausgehen, dass die Renditen von US-Staatsanleihen bis in das erste Quartal des kommenden Jahres hinein steigen würden.

In der Eurozone hätten die Entscheidungsträger der Europäischen Zentralbank (EZB) den Einlagezins auf 2 Prozent angehoben und die Inflationsprognosen für die kommenden Jahre nach oben korrigiert. EZB-Chefin Christine Lagarde habe die Marktteilnehmer anschließend darauf hingewiesen, dass sie in Zukunft mit höheren Zinssätzen rechnen müssten. Je nach Datenlage seien weitere Erhöhungen um 50 Basispunkte möglich.

Die Zuversicht, dass die Wirtschaft der Eurozone höhere Zinsen verkraften könne, könnte auf den optimistischeren Wachstumsaussichten beruhen. Die EZB rechne für die kommenden Jahre mit einem milderen Abschwung.

Im Vereinigten Königreich habe die Bank of England (BoE) die Zinsen um 50 Basispunkte auf 3,5 Prozent angehoben. In ihrer Prognose für 2023 würden die Experten weiterhin davon ausgehen, dass die BoE hinter den Markterwartungen zurückbleibe und sich schwertue, die Zinsen auf über 4 Prozent zu heben. Ein Großteil des geldpolitischen Komitees (Monetary Policy Committee, MPC) sei der Ansicht, dass sich die Zinsen bereits in einem sehr restriktiven Bereich befinden würden. BoE-Gouverneur Andrew Bailey selbst habe gesagt, dass der vom Markt erwartete Höchstsatz zu hoch sei.

Die Experten würden davon ausgehen, dass die Inflation im Vereinigten Königreich im Vergleich zu anderen Märkten hartnäckiger bleiben werde und könnten sich nur schwer vorstellen, dass sich die Renditen von Staatsanleihen mittelfristig unter 3 Prozent einpendeln würden.

Insgesamt würden die Märkte zum Jahresende etwas richtungslos bleiben: Die Liquidität nehme ebenso ab wie die Bereitschaft der Investoren, neue Risiken einzugehen. Die Experten würden in ihrem Ausblick vorsichtig bleiben. (16.12.2022/alc/a/a)