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EZB wird auf Nummer sicher gehen
22.03.23 10:43
Degroof Petercam
Brüssel (www.anleihencheck.de) - Da die Straffung über die Kreditvergabe nach dem jüngsten Bankenschock zugenommen hat, dürfte die Straffung der Zinssätze geringer ausfallen als bisher angenommen. Das bedeutet nicht, dass die EZB und andere Zentralbanken aufhören werden, die Zinsen zu erhöhen, aber wir sind dem Höhepunkt der Zinsen näher gekommen, so die Anleihen-Experten von DPAM Sam Vereecke, CIO Fixed Income, und Lowie Debou, Fondsmanager Fixed Income.
Bisher habe der Straffungszyklus nur begrenzte Auswirkungen auf die Realwirtschaft gehabt. Der Konsum sei nach wie vor lebhaft, die Unternehmen nach wie vor sehr profitabel. Nach den jüngsten Ereignissen stelle sich vor allem die Frage, ob die Probleme der US-Regionalbanken und der Credit Suisse zu einer weltweiten Ansteckung unter den Finanzinstituten führen würden. Dies würde die Zentralbanken der Industrieländer veranlassen, den Zinserhöhungszyklus früher als erwartet zu beenden oder sogar den geldpolitischen Kurs zu ändern. Bislang würden Experten davon ausgehen, dass dies nicht der Fall sein werde.
Auf kurze Sicht sähen die Experten jedoch folgende Risiken:
1. Sollte eine Bank aus Europas Peripherie die nächste in der Reihe sein, würden sich die Spreads der Peripherie im Vergleich zu den sicheren Häfen ausweiten. Die Experten würden dies für sehr unwahrscheinlich halten, da die Credit Suisse ein ganz besonderer Fall zu sein scheine und die Regulierungsbehörden um die Wichtigkeit des Vertrauens in das Finanzsystem wissen würden. Sollte die Ansteckungsgefahr zunehmen, würden sie klare und energische Maßnahmen ergreifen. Die EZB habe bereits öffentlich ihr effektives Transmissionsschutzinstrument in Erwägung gezogen.
2. Würde dies den Kurs der EZB wesentlich ändern? Lagarde habe deutlich gemacht, dass die Zinsanhebung um 50 Basispunkte aus Sicht der Inflationsbekämpfung sehr vernünftig sei, dass aber die Finanzstabilität mit dem Hauptziel der EZB abgestimmt werden müsse. Sie werde nicht zögern, auch neue Instrumente zu schaffen, die auf die Belange der Finanzstabilität ausgerichtet seien. Darüber hinaus habe die Bank of England gezeigt, dass die Geldpolitik auch dann ihren Kurs beibehalten könne, wenn die Bilanz genutzt werden müsse, um ein Problem vorübergehend zu lösen. Allerdings verstärke ein Bankenschock die Übertragung der Geldpolitik über die Kreditvergabe. Damit sinke die Notwendigkeit, den geldpolitischen Zinssatz zu erhöhen.
Mittelfristig sei der geldpolitische Kurs noch nicht ganz klar, da der Inflationsdruck nicht so schnell nachlasse wie erhofft. Auch wenn die Energiepreise stark rückläufig seien, halte sich die Kerninflation hartnäckig.
Nach den aktuellen Ereignissen werde die EZB die geldpolitische Straffung zumindest verlangsamen, auch wenn die Inflation noch nicht vollständig mit dem Ziel übereinstimme. Lieber auf Nummer sicher gehen - d.h. abwarten, bis die Geldpolitik voll durchschlage - als etwas zu bereuen. Die EZB werde versuchen, die Wahrscheinlichkeit einer falschen Entscheidung zu mindern, um nicht die Geldpolitik hinterher stärker lockern zu müssen, als sie gestrafft worden sei. (22.03.2023/alc/a/a)
Bisher habe der Straffungszyklus nur begrenzte Auswirkungen auf die Realwirtschaft gehabt. Der Konsum sei nach wie vor lebhaft, die Unternehmen nach wie vor sehr profitabel. Nach den jüngsten Ereignissen stelle sich vor allem die Frage, ob die Probleme der US-Regionalbanken und der Credit Suisse zu einer weltweiten Ansteckung unter den Finanzinstituten führen würden. Dies würde die Zentralbanken der Industrieländer veranlassen, den Zinserhöhungszyklus früher als erwartet zu beenden oder sogar den geldpolitischen Kurs zu ändern. Bislang würden Experten davon ausgehen, dass dies nicht der Fall sein werde.
Auf kurze Sicht sähen die Experten jedoch folgende Risiken:
2. Würde dies den Kurs der EZB wesentlich ändern? Lagarde habe deutlich gemacht, dass die Zinsanhebung um 50 Basispunkte aus Sicht der Inflationsbekämpfung sehr vernünftig sei, dass aber die Finanzstabilität mit dem Hauptziel der EZB abgestimmt werden müsse. Sie werde nicht zögern, auch neue Instrumente zu schaffen, die auf die Belange der Finanzstabilität ausgerichtet seien. Darüber hinaus habe die Bank of England gezeigt, dass die Geldpolitik auch dann ihren Kurs beibehalten könne, wenn die Bilanz genutzt werden müsse, um ein Problem vorübergehend zu lösen. Allerdings verstärke ein Bankenschock die Übertragung der Geldpolitik über die Kreditvergabe. Damit sinke die Notwendigkeit, den geldpolitischen Zinssatz zu erhöhen.
Mittelfristig sei der geldpolitische Kurs noch nicht ganz klar, da der Inflationsdruck nicht so schnell nachlasse wie erhofft. Auch wenn die Energiepreise stark rückläufig seien, halte sich die Kerninflation hartnäckig.
Nach den aktuellen Ereignissen werde die EZB die geldpolitische Straffung zumindest verlangsamen, auch wenn die Inflation noch nicht vollständig mit dem Ziel übereinstimme. Lieber auf Nummer sicher gehen - d.h. abwarten, bis die Geldpolitik voll durchschlage - als etwas zu bereuen. Die EZB werde versuchen, die Wahrscheinlichkeit einer falschen Entscheidung zu mindern, um nicht die Geldpolitik hinterher stärker lockern zu müssen, als sie gestrafft worden sei. (22.03.2023/alc/a/a)