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Großbritannien droht die Stagflation


22.09.23 11:45
RBC BlueBay Asset Management

London (www.anleihencheck.de) - Die US-Renditen stiegen im Anschluss an die Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (FED) in dieser Woche auf neue Höchststände, so Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.

Die FED habe die Zinsen unverändert gelassen. Die Währungshüter würden sich jedoch vorbehalten, sie in diesem Jahr noch einmal anzuheben. Projektionen, die weniger Zinssenkungen im Jahr 2024 erwarten lassen würden, hätten ebenfalls auf die Stimmung gedrückt. Der Gedanke, dass die Zinsen länger hoch bleiben würden, setze sich immer stärker durch.

Viele Marktteilnehmer seien bei ihren Investitionen von der Annahme ausgegangen, dass die Zinsen kurz nach dem Erreichen ihres Höchststandes sinken würden. Die Konjunktur sei aber relativ robust und die Lage am Arbeitsmarkt angespannt. Die Zinssätze könnten daher neun Monate oder länger auf dem aktuellen Niveau beziehungsweise in dessen Nähe verharren, bevor die Inflation ausreichend zurückgehe, um dem Offenmarktausschuss eine expansivere Haltung zu ermöglichen.

Generell könnte die Teuerung nach Meinung Experten von RBC BlueBay Asset Management noch einige Zeit zwischen 3 und 4 Prozent liegen, bis die geldpolitische Straffung im Laufe des kommenden Jahres einen stärkeren Einfluss auf die Wirtschaft entfalte. Die Experten von RBC BlueBay Asset Management würden auch die längerfristigen Annahmen in Bezug auf den natürlichen Zinssatz infrage stellen. Derzeit werde dieser von der Mehrheit der FED-Verantwortlichen noch immer bei 2,5 Prozent gesehen.

Nach Einschätzung der Experten von RBC BlueBay Asset Management könnten die Schätzungen aber umso stärker nach oben korrigiert werden, je länger die Zinsen auf einem hohen Niveau verbleiben würden. Daher liege das neutrale Zinsniveau wohl eher bei 3 Prozent oder 3,5 Prozent. Das werde die Stimmung gegenüber Investments mit langer Duration eventuell belasten.

In Europa habe das Vereinigte Königreich in der vergangenen Woche die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eine Überraschung bei der monatlichen Inflationsrate habe dazu geführt, dass die Bank of England (BoE) die Zinsen bei 5,25 Prozent belassen habe. Basiseffekte dürften in den kommenden Monaten weitere Fortschritte bei der Inflation bewirken. In Kombination mit der sich abschwächenden Konjunktur untermauere das die Einschätzung einer BoE im Pausenmodus.

Es sei jedoch zu beachten, dass die Inflationsdaten dieses Monats durch einige vorübergehende Effekte beeinflusst worden seien. Darüber hinaus liege die Kerninflation im Vereinigten Königreich nach wie vor bei über 6 Prozent, während die Löhne um mehr als 8 Prozent steigen würden - und zwar mit zunehmender Tendenz. Vor diesem Hintergrund sei ein erneuter Anstieg der Inflation Ende des Jahres und Anfang 2024 nicht auszuschließen.

In diesem Zusammenhang würden auch die steigenden Ölpreise Anlass zur Sorge geben. Saudi-Arabien sei darauf bedacht, die jüngste Stärke der Notierungen zu erhalten. Da die wirtschaftliche Kraft der USA den US-Dollar weiter antreibe, wirke sich der Ölpreisanstieg noch stärker auf die Inflation außerhalb der Vereinigten Staaten aus.

Im Vereinigten Königreich stelle daher eine Stagflation aus Sicht der Experten von RBC BlueBay Asset Management weiterhin eine reale Gefahr dar. Die Experten von RBC BlueBay Asset Management seien der Meinung, dass das Wirtschaftswachstum zwar schwächer werde, das Preiswachstum aber bei 4 bis 5 Prozent verharren könnte. Das würde die BoE in eine schwierige Lage bringen. (22.09.2023/alc/a/a)