Anleihen-Handel: Blick auf Jackson Hole gerichtet


25.08.17 16:00
Deutsche Börse AG

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Vor den heutigen Reden von EZB-Präsident Draghi und Federal Reserve Chefin Yellen anlässlich des Symposiums im beschaulichen nordamerikanischen Ort Jackson Hole scheinen sich Anleger nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, so die Deutsche Börse AG.

Händler würden im Vorfeld der viel diskutierten Veranstaltung eine abwartende Haltung und gestiegenen Zuspruch zu Staatsanleihen bonitätsstarker Länder beobachten. Die höhere Nachfrage nach Bundesanleihen habe den Euro-Bund-Future gefestigt, der im Wochenverlauf auf über 164,60 Prozent zugelegt habe. "Aktuell liegt die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen bei 0,386 Prozent", berechne Arthur Brunner von der ICF Bank.

Demgegenüber hätten sich Anleger von italienischen Bonds getrennt, die Rendite zehnjähriger Papiere sei Mitte der Woche auf 2,16 Prozent gestiegen. "Marktteilnehmer reagierten damit auf Gerüchte über Pläne zur Einführung einer Parallelwährung vonseiten der Mitte-Rechts-Partei Forza Italia um Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi." In Italien werde im Frühjahr 2018 neu gewählt, was die Euroskeptiker nach vorn bringen könne.

Weder von der Rede Yellens ab 16 Uhr unserer Zeit noch von den Ausführungen Draghis ab 21 Uhr erwarten Analysten Erkenntnisse hinsichtlich neuer Ausrichtungen in der Zinspolitik Europas und den Vereinigten Staaten, so die Deutsche Börse AG. Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank beziffere die Wahrscheinlichkeit vonseiten der Federal Reserve überrascht zu werden auf 15 Prozent. Dem EZB-Chef gehe es vermutlich eher darum, keine Gründe für eine weitere Stärkung der Gemeinschaftswährung zu liefern. Deshalb werde er den nachhaltigen Aufschwung im Euroraum kaum in den Vordergrund stellen.

Tatsächlich stehe ein Anstieg des Euro der gewünschten Inflation von 2,0 Prozent eher im Weg und belaste zudem die Konkurrenzfähigkeit der südeuropäischen Staaten. "Uns erwartet eine Anerkennung der positiven Wirtschaftslage mit möglichst moderaten Tönen und Verweise auf weiterhin gegebene Risiken, die die aktuelle Ausrichtung der EZB rechtfertigen sollen", schätze Hellmeyer. Beim Thema Beendigung der quantitativen Maßnahmen werde Draghi voraussichtlich unbestimmt bleiben. Die Frage der Zinserhöhung bleibe auf der "langen Bank". "Dennoch sind wir gespannt, da es immer auch Überraschungen geben kann." Diese Möglichkeit stufe der Analyst mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 10 Prozent ein.

"Die EZB dürfte frühestens bei der Ratssitzung am 7. September Anpassungen bei dem Anleihe-Kaufprogramm für Anfang 2018 in Aussicht stellen", würden die Helaba-Analysten meinen. Dies setze aber voraus, dass sich Konjunktur und Inflation so entwickeln würden, wie es die EZB erwarte. Hinweise von Yellen, die Reduzierung der Bilanz in naher Zukunft zu beschließen dürften zwar nicht überraschen. Die Reden würden dennoch aufmerksam verfolgt und könnten nach Ansicht der Hessen die Volatilität an den Märkten erhöhen.

Im Handel mit Unternehmensanleihen melde Brunner starke Nachfrage nach einer bis 2022 laufenden IKB Anleihe (ISIN DE000A2E4QG3 / WKN A2E4QG) mit einem Kupon von 4,5 Prozent. "Ausgelöst wurde das Interesse durch Übernahmegerüchte." Niederländische Medien hätten über den Kauf der Düsseldorfer IKB durch die ABN Amro berichtet. "Der Kurs ist regelrecht explodiert."

Anleger hätten sich hingegen unterm Strich von einer PORR-Anleihe mit einer Verzinsung von 5,5 Prozent pro Jahr getrennt. "Für das erste Halbjahr hat der österreichische Baukonzern schlechte Zahlen vorgelegt", begründe Brunner.

Generell unter Druck geraten seien Papiere des Möbelherstellers Steinhoff, nach Medienberichten über den Verdacht der Bilanzfälschung, dem die Staatsanwaltschaft Oldenburg nachgehe.

Air Berlin bleibe Rainer Petz zufolge Thema. Anleihen (ISIN DE000AB100B4 / WKN AB100B, ISIN XS1051719786 / WKN AB100L) der insolventen Fluggesellschaft würden rege rauf und runter gehandelt. "Der im kommenden Jahr fällige Bond bewegte sich im Wochenverlauf zwischen 10 und 15,5 Prozent", bemerke der Händler der Oddo Seydler Bank. Aktuell gehe die Anleihe für gut 13 Prozent über den Tisch. Vor der Nachricht über die Zahlungsunfähigkeit habe der Kurs noch bei 80 Prozent gelegen. In der Insolvenz der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft sehe Moody's übrigens eine Verbesserung der Wettbewerbsposition für die Lufthansa und verleihe dem Konzern ein Investment Grade mit Ausblick stabil. Das Lufthansa Emittenten-Rating betrage Baa3.

Gute Umsätze verbuche Gregor Daniel mit Bonds der HSH Nordbank. Ein mit 1,9 Prozent verzinster Wert (ISIN XS0142391894 / WKN 542696) der Nordlichter lande verstärkt in den Depots. An einer mit jährlich 3,625 Prozent verzinsten Anleihe (ISIN XS1627078501 / WKN A19JE7) der niederländischen Rabo Bank in Neuseeland Dollar fänden Anleger ebenfalls punktuell Gefallen, wie der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank registriere. "Mittlerweile ist es um den Wert aber wieder ruhiger geworden." (25.08.2017/alc/a/a)





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