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EZB wählt die härtere Gangart


16.03.23 14:40
TARGOBANK

Düsseldorf (www.anleihencheck.de) - Um die Inflation zu bekämpfen, hat die EZB heute den Leitzins noch einmal um 0,5 Prozentpunkte auf jetzt 3,5 Prozent angehoben. Und das, obwohl nach der Pleite der US-amerikanischen Silicon Valley Bank und dem Absturz zahlreicher Bankaktien auch in Europa die Stimmen laut wurden, die EZB möge wegen der Finanzstabilität jetzt auf diesen Schritt verzichten, so Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der TARGOBANK.

Aktuell werde sichtbar, welche Kollateralschäden sehr schnelle und starke Zinsanhebungen mit sich bringen könnten: Sie würden Geschäftsbanken erschweren, ihre kurzfristigen Geldanlagen in langfristige Kredite zu transferieren. Denn die Zinsen in den kurzen Laufzeiten würden die Renditen in den langen Laufzeiten übersteigen. So passiere in den USA, wo im Pleite-Sog der Silicon Valley Bank - die immerhin zu den größten 16 Banken des Landes gehöre - bereits zwei weitere Institute zahlungsunfähig geworden seien. Klar ist aber auch: Die Probleme waren bekannt und es sind - wie auch im Falle der Credit Suisse - Einzelfälle, die die Bankenbranche weder in den USA noch woanders ins Wanken bringen werden, so Dr. Otmar Lang.

Europas Währungshüter hätten mit dem heutigen Schritt eine härtere Gangart eingeschlagen als angenommen - und sich eben nicht auf eine Verschiebung oder Aussetzung des Zinserhöhungszyklus verständigt. Das sei sehr mutig, aber auch sehr richtig gewesen. Notenbanken seien in allererster Linie der Geldwertstabilität verpflichtet. Der Hinweis, einen Baukasten zur Liquiditätsversorgung der Finanzsysteme jederzeit bereit stellen zu können, sollte den Marktturbulenzen entgegenwirken, obgleich die Finanzmärkte vom heutigen Zinsschritt negativ überrascht worden seien. (16.03.2023/alc/a/a)