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FED-Entscheidung: Alles hängt an der Finanzmarktstabilität
24.03.23 09:00
Hamburg Commercial Bank
Hamburg (www.anleihencheck.de) - Die Renditen der Bunds und der T-Notes sind seit dem Bekanntwerden der Schieflagen bei amerikanischen Banken in eine Achterbahnfahrt geraten, mit vagen Anzeichen, dass diese allmählich zu Ende gehen könnte, so Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt bei der Hamburg Commercial Bank.
Die zweijährigen Bunds hätten am 09.03. noch bei 3,35% rentiert, seien dann auf das vorläufige Tief von 2,10% gefallen, um dann seit dem 20.03. wieder auf aktuell 2,59% zu steigen. Diese Bewegung sei ein klares Spiegelbild der Leitzinserwartungen der EZB gewesen, für die die Terminmärkte mittlerweile als "terminal rate" im Juli 3,50% einpreisen würden (Einlagenzins). Das wären noch zwei weitere Zinsschritte à 25 BP. Alles hänge davon ab, wie stark die Verwerfungen ausfallen würden, die sich im Zuge der Regionalbankenkrise in den USA und des Quasi-Zusammenbruchs der Credit Suisse ergeben würden. Angesichts der hohen Volatilität sei keineswegs auszuschließen, dass es doch noch zu Unfällen komme und die Finanzmärkte einem neuen Schock ausgesetzt würden.
Ob der Bankenstress tatsächlich ausgestanden sei, sei weiterhin unklar. Am 22.03. habe der Aktienkurs der First Republic, die von vielen als nächster Pleitekandidat gesehen werde, 16% an Wert verloren. Finanzministerin Janet Yellen habe zu der Frage der Sicherheit von Einlagen vor einem Senatsausschuss Stellung genommen und gesagt, dass sie keine Pauschalgarantie für alle Einlagen aussprechen würde, wenn sie dafür nicht die Rückendeckung des Kongresses hätte. Man werde von Fall zu Fall entscheiden. Gut möglich, dass der Staat die Bank First Republic doch noch stützen werde, wenn die Liquiditätsspritze von JPM und einigen anderen Banken nicht helfe.
In diesem Umfeld habe vorgestern die US-Notenbank entschieden, den Leitzins um 25 Bp auf die Bandbreite von 4,75% bis 5,00% anzuheben, und sie habe vor allem festgestellt, dass der Stress im Bankensektor einen Teil des Jobs der FED erledigt habe oder erledigen könnte. Genauer: Die Finanzmarktturbulenzen hätten zu schärferen Finanzierungsbedingungen geführt und FED-Chef Powell habe gesagt, dass wegen dieser schärferen Finanzierungsbedingungen die FED nicht mehr so viel machen müsse, wie man bisher geplant habe. Umgekehrt heiße das allerdings auch, dass wenn sich die Lage beruhige, die FED wieder gefordert sei.
Das Thema Inflation werde insofern keineswegs ignoriert, es stehe vielmehr weiterhin weit oben auf der Agenda. Bei den neuen FED-Prognosen habe es vorgestern keine großen Änderungen gegeben, aber alle Änderungen seien eher hawkish: Für 2023 eine etwas höhere Inflation, eine etwas niedrigere Arbeitslosenrate und eine Zinssenkung weniger im nächsten Jahr. Weiter würden die FED-Mitglieder im Durchschnitt in diesem Jahr noch eine Zinsanhebung und keine Zinssenkung erwarten, was Powell in der Pressekonferenz ebenfalls unterstrichen habe.
Für EZB-Präsidentin Christine Lagarde sei Inflation in jedem Fall noch ein Sorgenkind. Sie habe auf einer Konferenz in Frankfurt gesagt, dass Unternehmen die Preise anheben würden, um ihre Gewinnmargen auszuweiten, während die Beschäftigten auf höhere Löhne drängten. Lagarde habe von einer "tit-for-tat"-Dynamik zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gesprochen. Letztlich gehe es um den klassischen Kampf zwischen Kapital und Arbeit, wenn man so wolle, bei dem keine der Parteien nachgeben möchte.
Derweil habe der Sachverständigenrat für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung (SVR) seine Wachstumsprognose für Deutschland für dieses Jahr aktualisiert und gehe nunmehr von einem Wachstum um 0,2% aus. Im November habe der SVR noch einen Rückgang von 0,2% prognostiziert. Für Ausrüstungsinvestitionen sei das Gremium relativ optimistisch (2,2%) und auch Exporte sollten zumindest leicht expandieren (0,6%). Bremsend würden hingegen nach Meinung des SVR die privaten Konsumausgaben (-0,9%) sowie die Bauinvestitionen (-3,7%) wirken. Technisch gesehen erwarte der Rat eine Rezession, da nach der Schrumpfung des BIP im vierten Quartal eine solche auch im ersten Quartal antizipiert werde. Da die Arbeitslosenrate gemäß Prognose aber im Prinzip konstant bleibe, werde kaum jemand von einer echten Rezession sprechen, die üblicherweise eine Verschlechterung der Arbeitsmarktbedingungen beinhalte.
Nächste Woche sei auf die dritte Lohnrunde im öffentlichen Dienst (Kommunen und Bund) zu achten. Die Gewerkschaft ver.di habe vorgestern noch einmal mit Warnstreiks ihre Lohnforderung von insgesamt 14% unterstrichen.
Datenseitig passe zu dieser Thematik die Publikation der Inflation für März in der Eurozone (31.03.), wobei am 30.03. bereits Teuerungsdaten aus Deutschland und Spanien veröffentlicht würden, die eine gewisse Indikation geben könnten, ob und in welchem Ausmaß die Inflation weiter gesunken sei und die Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) erneut gestiegen sei. Neben den Preisdaten sei am 24.03. auf die PMI-Einkaufsmanagerindices für die Eurozone, Deutschland und Frankreich zu achten (Schnellschätzung für März). Möglicherweise hätten sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten negativ in den Unternehmensumfragen niedergeschlagen. (Ausgabe vom 23.03.2023) (24.03.2023/alc/a/a)
Die zweijährigen Bunds hätten am 09.03. noch bei 3,35% rentiert, seien dann auf das vorläufige Tief von 2,10% gefallen, um dann seit dem 20.03. wieder auf aktuell 2,59% zu steigen. Diese Bewegung sei ein klares Spiegelbild der Leitzinserwartungen der EZB gewesen, für die die Terminmärkte mittlerweile als "terminal rate" im Juli 3,50% einpreisen würden (Einlagenzins). Das wären noch zwei weitere Zinsschritte à 25 BP. Alles hänge davon ab, wie stark die Verwerfungen ausfallen würden, die sich im Zuge der Regionalbankenkrise in den USA und des Quasi-Zusammenbruchs der Credit Suisse ergeben würden. Angesichts der hohen Volatilität sei keineswegs auszuschließen, dass es doch noch zu Unfällen komme und die Finanzmärkte einem neuen Schock ausgesetzt würden.
Ob der Bankenstress tatsächlich ausgestanden sei, sei weiterhin unklar. Am 22.03. habe der Aktienkurs der First Republic, die von vielen als nächster Pleitekandidat gesehen werde, 16% an Wert verloren. Finanzministerin Janet Yellen habe zu der Frage der Sicherheit von Einlagen vor einem Senatsausschuss Stellung genommen und gesagt, dass sie keine Pauschalgarantie für alle Einlagen aussprechen würde, wenn sie dafür nicht die Rückendeckung des Kongresses hätte. Man werde von Fall zu Fall entscheiden. Gut möglich, dass der Staat die Bank First Republic doch noch stützen werde, wenn die Liquiditätsspritze von JPM und einigen anderen Banken nicht helfe.
In diesem Umfeld habe vorgestern die US-Notenbank entschieden, den Leitzins um 25 Bp auf die Bandbreite von 4,75% bis 5,00% anzuheben, und sie habe vor allem festgestellt, dass der Stress im Bankensektor einen Teil des Jobs der FED erledigt habe oder erledigen könnte. Genauer: Die Finanzmarktturbulenzen hätten zu schärferen Finanzierungsbedingungen geführt und FED-Chef Powell habe gesagt, dass wegen dieser schärferen Finanzierungsbedingungen die FED nicht mehr so viel machen müsse, wie man bisher geplant habe. Umgekehrt heiße das allerdings auch, dass wenn sich die Lage beruhige, die FED wieder gefordert sei.
Für EZB-Präsidentin Christine Lagarde sei Inflation in jedem Fall noch ein Sorgenkind. Sie habe auf einer Konferenz in Frankfurt gesagt, dass Unternehmen die Preise anheben würden, um ihre Gewinnmargen auszuweiten, während die Beschäftigten auf höhere Löhne drängten. Lagarde habe von einer "tit-for-tat"-Dynamik zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gesprochen. Letztlich gehe es um den klassischen Kampf zwischen Kapital und Arbeit, wenn man so wolle, bei dem keine der Parteien nachgeben möchte.
Derweil habe der Sachverständigenrat für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung (SVR) seine Wachstumsprognose für Deutschland für dieses Jahr aktualisiert und gehe nunmehr von einem Wachstum um 0,2% aus. Im November habe der SVR noch einen Rückgang von 0,2% prognostiziert. Für Ausrüstungsinvestitionen sei das Gremium relativ optimistisch (2,2%) und auch Exporte sollten zumindest leicht expandieren (0,6%). Bremsend würden hingegen nach Meinung des SVR die privaten Konsumausgaben (-0,9%) sowie die Bauinvestitionen (-3,7%) wirken. Technisch gesehen erwarte der Rat eine Rezession, da nach der Schrumpfung des BIP im vierten Quartal eine solche auch im ersten Quartal antizipiert werde. Da die Arbeitslosenrate gemäß Prognose aber im Prinzip konstant bleibe, werde kaum jemand von einer echten Rezession sprechen, die üblicherweise eine Verschlechterung der Arbeitsmarktbedingungen beinhalte.
Nächste Woche sei auf die dritte Lohnrunde im öffentlichen Dienst (Kommunen und Bund) zu achten. Die Gewerkschaft ver.di habe vorgestern noch einmal mit Warnstreiks ihre Lohnforderung von insgesamt 14% unterstrichen.
Datenseitig passe zu dieser Thematik die Publikation der Inflation für März in der Eurozone (31.03.), wobei am 30.03. bereits Teuerungsdaten aus Deutschland und Spanien veröffentlicht würden, die eine gewisse Indikation geben könnten, ob und in welchem Ausmaß die Inflation weiter gesunken sei und die Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) erneut gestiegen sei. Neben den Preisdaten sei am 24.03. auf die PMI-Einkaufsmanagerindices für die Eurozone, Deutschland und Frankreich zu achten (Schnellschätzung für März). Möglicherweise hätten sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten negativ in den Unternehmensumfragen niedergeschlagen. (Ausgabe vom 23.03.2023) (24.03.2023/alc/a/a)